Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Kulturentwicklungsplanung

In einem offenen Brief nimmt das hdak Stellung zur Kulturentwicklungsplanung für Köln.

Obwohl die Kölner Architekturszene im Kulturwirtschaftsbericht eine außerordentliche Behandlung erfahren hat, findet die Baukultur in der Kulturentwicklungsplanung für Köln nicht einmal eine Erwähnung. Lediglich ein vierzeiliger Hinweis auf die Denkmalbehörde lässt vermuten, dass es ein – wenn auch geringes – Interesse an Baukultur geben muss. Gerade die Bewahrung unseres baulichen Erbes, des überkommenen Stadtgefüges mit seinen Ursprüngen in der Römerzeit, die mittelalterliche Stadtstruktur bis hin zu den Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts und seinen Bauten sind die kulturellen Aufgaben unserer Stadt. Diese Baukultur den Bürgern unserer Stadt zu vermitteln, um sie in die Wertschätzung einzubeziehen, ist eine besondere Aufgabe der städtischen Kultur.

Die Kultur des Bauens ist mehr als bloße Funktion: Sie ist Markenzeichen und Spiegelbild unserer Gesellschaft. Das scheinbare Desinteresse an der Baukultur ist umso erstaunlicher, als dass doch spätestens seit der weltweiten Vermarktung der Hamburger Elbphilharmonie über ihre Architektur ein direkter Zusammenhang zwischen den kulturellen Spitzeninstitutionen und ihrer gebauten Form eine allgemein anerkannte Symbiose darstellt. So ist es vor dem Hintergrund des anstehenden Neubaus des Schauspielhauses besonders zu bedauern, wenn diese Zusammenhänge in Köln nicht entsprechend gewürdigt werden.

Aber auch die breit angelegten vielfältigen kulturellen Aktivitäten haben häufig eine starke Affinität zu architektonisch oder städtebaulich anspruchsvollen Strukturen. Gerade die neuen Entwicklungen in Mülheim oder Ehrenfeld zeigen, dass die Kulturszene ganz stark auf eine anspruchsvolle Gestaltung und ein anregendes baukulturelles Ambiente angewiesen ist und dieses zu nutzen vermag. Die Synergien die sich dort insbesondere für die Medienbranchen entwickeln konnten, haben einen neuen Standort geschaffen, der weitere kulturrelevante Investitionen nach sich zieht.

Wird dieses vielfältige baukulturellen Erbe und Potential der Stadt Köln nicht beachtet, gewürdigt und bewahrt, geht damit auch ein Teil der Kultur für die Stadt verloren.

Baukultur ist nicht erst seit heute ein Thema. Sie entsteht täglich neu. Die Vielfalt von Baukultur in Deutschland stellt eine besondere Qualität dar.

Das Thema ist aktueller denn je. Baukultur prägt die Lebensqualität unserer Stadt, ihr Erscheinungsbild und ihre Zukunftsfähigkeit. Risiken und Chancen einschneidender Veränderungen in allen Lebensbereichen stellen auch unsere Baukultur hart auf die Probe.

Damit ein hoher Qualitätsanspruch verbreitet wird und die Wertschätzung einer guten Planung und einer gut gebauten Umwelt wachsen kann, bedarf es eines starken baukulturellen Bewusstseins in der Bevölkerung. Nicht nur Fachleute und Politiker sind für eine höhere Qualität der gebauten Umwelt zu gewinnen. Auch die Bürger sollen angesprochen werden, als tägliche Nutzer von Gebäuden und öffentlichen Räumen und als Bauherren. Doch kaum etwas ist schwieriger, als das öffentliche Bewusstsein zu wecken und eingeübte Verhaltensweisen zu verändern.

Dieser wichtigen Aufgabe hat schon seit vier Jahren das Haus der Architektur Köln seine regelmäßige wöchentliche Veranstaltung mit dem Titel „Jeden Mittwoch 19 Uhr – eine Stunde Baukultur“ gewidmet. In öffentlichen Vorträgen werden – bei freiem Eintritt – Fragen des Städtebaus und der Stadtentwicklung, der Landschaftspflege und Grünplanung, der Architektur von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Gebäuden, der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes, des öffentlichen und des individuellen Verkehrs in unserer Stadt bürgernah dargestellt und in den anschließenden Diskussionen vertieft.

Auf diese Weise entwickelt sich bei den teilnehmenden Bürgern allmählich ein Bewusstsein für Baukultur. Deshalb muss die Baukultur im Kulturentwicklungsplan die angemessene Berücksichtigung finden.

Prof. Erwin H. Zander

Vorsitzender

‚Liebe Deine Stadt‘

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