Im Foyer der Oper wird am 20. August die Ausstellung der Ergebnisse des Wettbewerbs „Bühnen Köln am Offenbachplatz“ eröffnet. Dort werden die insgesamt 31 zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten zu sehen sein. Ein interessanter Beitrag, der außer Konkurrenz am Wettbewerb teilnahm, wird allerdings fehlen: Es ist der Entwurf des Kölner Architekten Gottfried Böhm, der an dieser Stelle vorgestellt werden soll.
Sieblinie
Warum wurde die Arbeit dieses Architekten, dessen Werk einer im Vorfeld des Wettbewerbs geforderten „internationalen Reputation“ unbestritten gerecht wird, nicht regulär zugelassen? Ganz einfach: Ein Ausschlusskriterium im Bewerbungsverfahren zum begrenzten Wettbewerb war neben der Erfahrung auf dem Gebiet des „Theaterbaus“ die Umsatzstärke der Büros. Erstere konnte Böhm nicht zuletzt durch den Neubau des Hans-Otto-Theaters in Potsdam nachweisen – aber an letzterem scheiterte der Kölner Pritzker-Preisträger.
Böhm selbst sieht darin keinen Affront oder gar explizit persönlichen Ausschluss – er habe schlicht ein Kriterium nicht erfüllt. Dennoch wirft die Entscheidung der Vorprüfung die Frage auf, ob ein monetäres Kriterium wirklich ausschlaggebend für die Qualitätssicherung des Teilnehmerfeldes sein kann. Denn so wurde nicht nur Gottfried Böhm, sondern vor allem auch weitgehend der „Nachwuchs“ von der Konkurrenz ausgeschlossen – ein Problem, das des Öfteren im Wettbewerbswesen anzutreffen ist. Kreativität und Qualität lassen sich eben nur bedingt an Zahlen ablesen.
Theaterplatz
Gottfried Böhm jedenfalls ließ es sich nicht nehmen, einen Wettbewerbsbeitrag außer Konkurrenz einzureichen. Dafür nennt er drei Gründe: Zum ersten sei die Situation für ihn von besonderem Interesse, da er sich bereits während seiner Arbeit in der „Wiederaufbaugesellschaft“ unter Rudolf Schwarz mit dem näheren Ort befasst habe – die inzwischen überbaute Kapelle „Madonna in den Trümmern“ legt Zeugnis davon ab. Zum zweiten beschäftige ihn die Aufgabe eines Theaterbaus seit Längerem. Zum dritten – und das ist entscheidend –, müsse man der Fassade der Oper, „die unserem Freund Riphahn so besonders am Herzen lag, einen ganz anderen Platzrahmen geben, damit ihre Monumentalität zum tragen kommt.“
Im Wesentlichen versucht Böhm, die Maßstäblichkeit des Offenbachplatzes durch dessen Schließung zur Nord-Süd-Fahrt zu reduzieren. Die räumliche Fassung der Opernfassade auf einem kleineren, intimeren Platz steigere ihre Wirkung. Daher rahmen der niedrige Baukörper von Restaurant im Osten und das in seiner Höhenentwicklung gestaffelte Schauspielhaus im Süden den Platz – ein großmaßstäbliches Gebäude ließe die Komposition der Riphahn’schen Fassade „klein und lächerlich“ wirken.
Mit einer arenenartigen Vertiefung soll die Möglichkeit bestehen, das Schauspiel in die Öffentlichkeit zu holen und so den Offenbachplatz durch eine kulturelle Widmung zu beleben. Der neue Intendant der Oper, Uwe Eric Laufenberg, den Böhm aus dessen Zeit als Leiter des Potsdamer Hans-Otto-Theaters kennt, würde dieses Angebot sicher zu schätzen wissen. In jedem Fall böte die Schließung und bewusste Nutzung des Platzes ein Entree, das Stadt und Schauspiel miteinander verzahnen würde. Diese Anregung sollte mit Blick auf die künftige Entwicklung des Gebäudeensembles in der Diskussion Berücksichtigung finden – damit hätte einer der renommiertesten Kölner Architekten einen weiteren wichtigen Beitrag für seine Stadt geleistet.
Rainer Schützeichel
Die Wettbewerbsergebnisse sind vom 20. August bis zum 2. September im Foyer der Oper am Offenbachplatz zu sehen. Die Ausstellung ist ab dem 21. August dienstags bis sonntags von 11:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
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