Nur das monotone Plätschern des Springbrunnens durchdringt die Stille im Japanischen Kulturinstitut neben dem Ostasiatischen Museum. Einige wenige Stellwände füllen die Räume mit den großen Fensterflächen, in Dreiergruppen stehen sie zusammen, Architekturfotos links und rechts, Text, Gebäudeinformationen und kleine Pläne in der Mitte.
Das ist das Konzept der Wanderausstellung über zeitgenössische japanische Architektur, initiiert von der Japan Foundation, dem japanischen Gegenstück zum deutschen Goethe-Institut. Jeweils zwei Projekte werden in vier Sektionen einander gegenüber gestellt unter einem Aspekt, der entweder Gegensätze oder Gemeinsamkeiten ausdrückt.
Der Architekt wohnt selbst
So werden in der Sektion „Wohngebäude“ das House SA von Kazunari Sakamoto und das Layer House von Hiroaki Otani unter dem Titel „Das eigene Haus des Architekten“ gegenübergestellt. Sakamoto hat viel Zeit für den Entwurf seines Hauses aufgewendet: Bis ins kleinste Detail ist es durchgeplant. Die Geschosse verlaufen in Form einer aufsteigenden Spirale, so dass eigentlich das gesamte Haus eine einzige Treppe ist. Otani verwendete für sein Layer House eine ungewöhnliche Konstruktionsmethode: Horizontale Betonelemente wechseln sich mit Glas ab. Treppen und Möbel wurden im gleichen Stil eingepasst, das gesamte Gebäude wirkt, als enthielte es keine vertikalen Elemente.
Edelboutiquen in Glas
Unter dem Oberbegriff „Glas und Geometrie“ treffen in der Sektion „Urbane Bauten“ das Maison Hermès von Renzo Piano und die Prada Boutique von Herzog & de Meuron aufeinander – zwei der wenigen Projekte, die nicht von japanischen Architekten stammen. Beide Gebäude wurden von weltbekannten Architekten entworfen, beide sind Landmarken in den attraktivsten Vierteln in Tokio und beide sind aus Glas. Das Maison Hermes besteht komplett aus quadratischen Glasbausteinen, das Grundelement der Prada Boutique ist ein großformatiger Glasrhombus, der die Kristallform des gesamten Gebäudes unterstützt.
Verkopft aber interessant
Auch wenn die Projekte auch anders hätten zusammengestellt werden können und das Ganze wie ein eher zufälliges Memory wirkt, ist es doch ein interessanter Ansatz der Ausstellungsmacher vom Japanischen Architekturinstitut, auf den man sich einlassen sollte. Und die Schau gibt mit den über 100 Projekten einen umfassenden Überblick über japanische Architektur zwischen 1996 und 2006, auch von den nicht allseits bekannten Namen – und in wenigen Projekten auch außerhalb Japans. Allerdings sollte man Zeit mitbringen zum Ausstellungsbesuch: Das leicht verkopfte Konzept wird nur über die Texte klar – und die sind in Englisch.
Parallel Nippon
Zeitgenössische Japanische Architektur 1996-2006
bis 31. März 2008
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln
Zur Ausstellung sind ein Katalog für 15 Euro sowie eine Broschüre für 1 Euro erhältlich, beide in englischer Sprache.
Vera Lisakowski