Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Streifzug über die Passagen 08

Pilger des ‚guten Geschmacks‘ kommen in die Domstadt, um sich dem ‚Mekka‘ des Designs hinzugeben.

Die A:JUGEND führt zu Orten, an denen Hochschulen und junge Talente agieren.

Die erste Station: Der europäische Innovationspreis für Lichtdesign namens Nachlux

„Neue Leuchten braucht“ das Land heißt der Aufruf an Studierende und Berufsanfänger der Bereiche Design und Architektur. So geben sich die Teilnehmer des ausgelobten Wettbewerbs der Konzept- und Formfindung hin. Dabei herausgekommen sind Illustrationen und Pläne zu teils merkwürdigen Lichtobjekten. In Punkto Innovation und Design ergeben sich für Beobachter einige Fragen. Als herausstechende Arbeit ist das Objekt magneto zu loben, da es flexibel überall einsetzbar ist und durch sein einfaches, klares Design besticht. Ob eine Leuchte auch als Hantel zu nutzen sein muss, wie bei einer anderen Interpretation der „neuen Leuchte“ geschehen, sei dahin gestellt. Durchweg schön ist jedoch der Ort, an dem das Ganze seinen Platz gefunden hat: die Christuskirche.

Die zweite Station: Merten, es werde Strom

In den Spichernhöfen zeigte die HfG Karlsruhe zusammen mit der Firma Merten innovative Ideen rund um das Thema Licht und Strom. Die Konzeption der Ausstellung soll das angestaubte Image des Schalters mit dem dazugehörigen Lichtobjekt in einen neuen Zusammenhang bringen. Durch die spielerische Auseinandersetzung mit den Lichtobjekten, soll sie der Besucher besser verstehen. Es macht Spaß, sie zu bedienen und zu erfahren, wie leicht es gelingen kann, Strom sparsam einzusetzen. So auch die Arbeit von Jianwei Tian und Yang Zhi namens Schalterpersönlichkeit. Diese Arbeit birgt in sich die Symbiose aus Technik und Mensch: beim bedienen des Schalters wird die erzeugte Wärme spürbar – der Besucher erfährt intuitiv wie viel Strom er verbraucht.

Die dritte Station: Die WG 2.0

Die Arbeiten der Designfakultät (KISD) fallen bekannter Maßen ab und an etwas experimenteller aus. Der aktuelle Beitrag der Studierenden formiert das media home – eine WG, die alles beherbergt, was für eine Wohngemeinschaft charakteristisch ist. „Wir verstehen unsere WG 2.0 als Bestandsaufnahme und Labor medialer Technologien – jenseits antiseptischer Showrooms wollen wir eine lebensnahe Integration in Wohnraum und Leben erproben.“ Die zwei Mitbewohner Finn und Anne laden alle Besucher dazu ein, in ihrem Reich Platz zu nehmen und sie an ihrer Privatsphäre teilhaben zu lassen. Beobachten kann sie jeder via Internetstream. Vielleicht kam es zu der Idee, nachdem sie die neuen Folgen von Big Brother auf RTL2 gesehen haben? Die zur Diskussion offen stehende Frage, ob die immer größer werdende Vielfalt der Medientechnologie auch Vorteile oder nur Irritation in sich birgt, bleibt jedoch offen. Gesichert ist jedoch der Spaßfaktor, weil der Besucher sich in der Wohngemeinschaft sofort zu Hause und willkommen fühlt.

Damit endet die kleine Passagentour 2008. Etwas dünn sind manche Beiträge, all zu oft wird von früheren Errungenschaften berichten. Offen bleibt, ob sich die Fakultät für Architektur der FH Köln im nächsten Jahr wieder der Öffentlichkeit zeigt und mit ihrem Beitrag auf sich aufmerksam machen kann – auf Deutschlands größter Designveranstaltung.

Julia Burtscheidt

A:Jugend

Leuchte luxtube

And action! von Cordula Kehrer

Der Raumplan der WG 2.0

Livestream 7:29 Uhr