Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Monumentale Metaphern

Ausstellung zu Werken von Simon Ungers in der Kunst-Station St. Peter

Pater Friedhelm Mennekes eröffnete am 24. August in seiner Kirche und Kunst-Station St. Peter eine Ausstellung zu Arbeiten von Simon Ungers. Sie umfasst insgesamt drei Teile, von denen zwei noch bis zum 14. Oktober besichtigt werden können – der dritte Teil wird bleiben und zu einem festen Bestandteil der Kirchenanlage werden.

Monolithische Präsenz

Simon Ungers (1957-2006) arbeitete als Architekt und Künstler in New York und Köln – die bis zu seinem frühen Tod realisierten Arbeiten können nur ein Fragment seines architektonisch-künstlerischen Schaffens darstellen. Architektur und Kunst bleiben hier stets kopräsent: Das Eine findet sich im jeweils Anderen. Ungers’ Architektur siedelt sich im Grenzbereich zur monumentalen Plastik an, seine Bilder und Skulpturen bringen Material und Licht zur Sprache und können nur durch ihre (imaginierte) Anwesenheit ins Werk gesetzt werden.

Mit dem „T-House“ findet sich das wohl bekannteste Werk in Wilton, New York: Als Wohn- und Atelierhaus eines Schriftstellers stellt es sich mit seiner rostenden Stahlfassade als Monolith kompromisslos in die umgebende Landschaft. Die Ansicht der zweigeschossigen, quer über den langgestreckten Grundriss des Wohntraktes gestellten Bibliothek gab dem Haus seinen Namen. Viele der weiteren Architektur- und Skulpturentwürfe sind Zeichnungen und Gedanken geblieben, da sich nur selten Bauherren mit genügend Mut für die Unger’schen Entwürfe fanden.

Forum

Ein solcher Entwurf konnte nun posthum im Hof der Kirche St. Peter realisiert werden: Die Skulptur „Forum“ ordnet den Raum vor der Kirche neu und verweist mit ihrem Namen auf den römischen Ursprung der Stadt, in der sie errichtet wurde. Die Kirche gründet auf den Fundamenten der römischen Thermen, ebenso wie die Skulptur, deren grober Beton die Kiesfläche des Hofes in die Höhe zu führen scheint.

Eine Treppe ermöglicht das Hindurchschreiten durch zwei halbrunde Stelen, die, ähnlich einer religiös verstandenen Weltachse, das Über- und Unterirdische mit dem Irdischen verbinden und den Ort in der Welt markieren. In der Skulptur spiegeln sich „Begegnung, Statik und Fluss“ (Mennekes) – die Treppe wird als Symbol und Möglichkeit der Begegnung verstanden, das Kunstwerk selbst repräsentiert durch seine Monumentalität Schwere und ist doch durch seine „Benutzung“ ständig im Fluss.

Romaneum

Im Inneren der Kirche eröffnen sich die beiden temporären Teile der Ausstellung. Auf der Empore erblickt der Besucher zunächst das hölzerne Modell des „Romaneums“, das als Folge von Räumen einen metaphorischen Lebensweg nachzuzeichnen versucht.

Im kleinen Raum hinter dem Modell versetzt eine Animation den Betrachter virtuell in das Bauwerk, das sich als skulpturaler Körper in einer weiten Landschaft findet. Der kurze Film zeichnet einen Gang durch das „Romaneum“ vom Ursprung des Lebens, dargestellt als sprudelnde Quelle, bis zum Tod: Am Ende der Raumfolgen fällt der Blick auf einen Vers Senecas, dem der Blick in einen in seiner Tiefe nicht abzumessenden Abgrund folgt. Die Bedeutung der soeben gelesenen lateinischen Inschrift wird hier bildlich vor Augen geführt – „Das ganze Leben ist Leben lernen, und, was noch stärker verwundert, das ganze Leben ist Sterben lernen.“

Landschaft

Kohlezeichnungen, die sich in der Mehrzahl mit dem Thema „Landschaft“ beschäftigen und in den Jahren 2004 und 2005 entstanden sind, bilden den dritten Teil der Ausstellung. Die Zeichnungen, deren Format von 30 x 40 Zentimetern durchgängig gleich bleibt, werden auf sechs Stellwänden präsentiert. Durch die Wahl der Darstellungsmittel und die impressionistische Zeichnung von Landschaft und Licht haftet den Bildern etwas Melancholisches, ja Morbides an. Das Schwarz dominiert die Motive, das Bild „Eternity“ schließlich verweist in vollflächiger Schwärze auf Vergänglichkeit und fortwährende Dauer zugleich.

Fraglich ist hier die Art der Präsentation: Sämtliche Zeichnungen sind hinter spiegelndem Glas gehängt, was die Betrachtung erheblich erschwert. Zwar ist der Schutz der Exponate nachvollziehbar, aber die Spiegelungen des Lichts und des Selbst nehmen den Bildern viel von ihrem metaphorischen Reiz.

Rainer Schützeichel

Ausstellung in der Kunst-Station St. Peter,

25. August bis 14. Oktober 2007,

Öffnungszeiten Di. bis Sa. 11:00 bis 17:00 Uhr, So. 13:00 bis 17:00 Uhr.

Zu den Teilen der Ausstellung sind Kataloge in der Schriftenreihe der Kunst-Station St. Peter erschienen.

simon ungers forum

Begegnung, Statik und Fluss treffen sich in der Skulptur ‚Forum‘ von Simon Ungers

simon ungers waldesrand

Simon Ungers, Waldesrand, Kohle auf Papier, 30 x 40 cm, 2004

simon ungers romaneum modell

Der Entwurf des ‚Romaneums‘ versucht, einen metaphorischen Lebensweg nachzuzeichnen

simon ungers zeichnungen

Gereihte ‚Landschaft‘: Impressionistische Studien auf der Empore von St. Peter

simon ungers empore

An sechs Stellwänden sind die zeichnerischen Interpretationen Simon Ungers‘ nachzuvollziehen

1 Kommentar

Liebes Koelnarchitektur Team, habt Ihr Eure Redakteure ausgetauscht? Seit einem Jahr scheint man hier nur noch für einen erlesenen Kreis Intellektueller zu schreiben. Sorry ich kann bei einigen Eurer letzten Artikel keinen Bezug zur Architektur herstellen. Gruß aus Niehl
Ralf