Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neuinterpretation ohne Nostalgie

Offener Brief des BDA Köln zur aktuellen Entwicklung der Diskussion um den Neubau der DITIB- Zentralmoschee in Köln.

Die aktuelle, in der Öffentlichkeit und den regionalen, nationalen und auch internationalen Medien geführte Diskussion um den Neubau einer Zentralmoschee in Köln droht in unsachliches, populistisches Fahrwasser zu geraten und die bisherigen Ergebnisse eines erfolgreichen Zusammenwirkens der Beteiligten bei Bauherrschaft, Architekten, Politik und Verwaltung negativ zu beeinflussen.

Dies veranlasst den BDA Köln als eine der treibenden Kräfte bei der Installation und Durchführung des Wettbewerbsverfahrens dazu, eine Stellungnahme in Form eines offenen Briefes abzugeben. Empfänger des offenen Briefes sind Vertreter aus Politik, Verwaltung, Fachöffentlichkeit und den Medien.

Hoher Qualitätsanspruch gefordert

Der BDA hat seit 2003 das Thema „Moschee in Köln“ in die Öffentlichkeit getragen und mehrere BDA-Montagsgespräche dazu veranstaltet.

Daraus wird erkennbar, welche exemplarische Bedeutung der BDA der Aufgabe von Anfang an zugeschrieben hat. Baukultur hat immer Zeichen gesetzt. Der BDA hält es für wichtig, dass dieser große Moscheebau einen Qualitätsanspruch einlöst, den die Gesamtgesellschaft von der islamischen Gemeinschaft einfordern kann.

Der BDA hat wesentlich mitgeholfen, dass die DITIB als Bauherr einen vorbildlichen Wettbewerb mit einer offenen Qualifizierungsstufe ausgeschrieben hat.

Die hochrangig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Prof. Max Bächer hat den Entwurf von Gottfried und Paul Böhm den ersten Preis zuerkannt. Der BDA begrüßt, dass die DITIB sich für den 1. Preis entschieden hat und ist der Meinung, dass der inzwischen mit dem Büro Böhm überarbeitete Wettbewerbsentwurf noch an Qualität gewonnen hat. Noch deutlicher wird die Gesamtanlage durch die Gemeindebauten im Westen in den anschließenden Stadtteil eingebunden, während sie sich nach Osten und Süden öffnet, um dem Moscheebau mehr Präsenz und unmittelbaren Bezug zum Straßenniveau zu geben. Diese Entwicklung zu größerer Offenheit der Gesamtanlage wird ausdrücklich begrüßt.

Mit dem 1. Preis ist mit Bedacht eine Arbeit ausgezeichnet worden, die die alten architektonischen Themen Zentralraum und Licht, bergende Kuppel und Vertikale aufgegriffen hat, die auf gemeinsame kulturelle Wurzeln und ständigen Dialog von Abendland und Morgenland verweisen. Gottfried und Paul Böhm haben bewiesen, dass ihnen die Neuinterpretation alter Themen der Baukultur ohne Nostalgie und Anbiederung gelingt.

Der BDA ist der Meinung, dass es jetzt Sache von Bauherr und Architekt ist, den einmal eingeschlagenen Weg ohne Abstriche weiterzugehen. Masse und Höhenentwicklung erscheinen in sich ausgewogen und städtebaulich gerade so bemessen, das sich das Ensemble seiner Bedeutung entsprechend in der heterogenen und hochgeschossigen Umgebung behaupten kann.

Deshalb lehnt der BDA mit aller Entschiedenheit Bestrebungen ab, populistischen Forderungen nach „Verkleinerung“ nachzugeben. Er sieht darin den Versuch politisch motivierter Einschüchterung.

Dagegen hält der BDA es für außerordentlich wichtig, den weiteren Entwurfs- und Realisierungsprozess konstruktiv und kritisch zu begleiten, damit das fertige Gebäude auch im Detail und in der innenräumlichen Gestaltung den hohen Anspruch einlöst, das alte Thema Raum und Licht in überzeugender Weise neu zu interpretieren.

Die Gefahr besteht, dass sich Nostalgietendenzen der Mehrheitsgesellschaft und der Hang der muslimischen Gemeinschaft, Schutz und Geborgenheit in traditionellen Formen zu suchen, in die Hände spielen.

Der BDA möchte deshalb die DITIB ermutigen, ihrem Architekten zu vertrauen und damit den Erfolg nicht zu verspielen, den ein Bauwerk verspricht, das aus einem Guss ist, so dass es auch auf der nationalen und internationalen Bühne bestehen und Maßstäbe setzen kann.

Ein solches Bauwerk kann insbesondere auch der jungen Generation helfen, die Herausforderung anzunehmen, auf kulturellem Gebiet in dieser Gesellschaft ihren anerkannten Beitrag zu leisten, ohne die eigenen Wurzeln zu verleugnen.

Stellungnahme des BDA Köln

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Wer baut, der bleibt.

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Im überarbeiteten Entwurf des Kölner Büros Paul Böhm öffnet sich das Gebäude nun weiter nach Osten und Süden, um dem Moscheebau mehr Präsenz und unmittelbaren Bezug zum Straßenniveau zu geben. Diese Entwicklung zu größerer Offenheit der Gesamtanlage wird vom BDA Köln ausdrücklich begrüßt.

Grafik: Architekturbüro Böhm

1 Kommentar

„Die DITIB könnte kaum besser vorgehen!“
In den jüngsten nachgeschobenen Bauanträgen und Nutzungskonzepten, wird einmal mehr, deutliche sichtbar, was eigentlich langfristig und generationenübergreifend, von der DITIB verfolgt wird.
Frei nach dem Motto, „wer baut der bleibt“ wird für eine im Vergleich relativ kleine Moschee besuchende Gemeinde der zu 95% türkischen Menschen, ein riesiges Symbol trächtiges Bauwerk im Namen des gesamten Islams errichtet. Geht’s denn tatsächlich nicht zwei Nummern kleiner? – Bescheidenheit ?!
Nein, genau dass passt nicht in die Konzeption, der vom türkischen Staat geleiteten DITIB. Ein großes Stück Köln, mit weitaus sichtbaren Türmen ist immerhin schon einmal ein Anfang ins große Europa oder?
Liebe Architekten, aus den Kommentaren in den weiteren Foren lässt sich dieser langfristige Wunsch ebenfalls, auch ohne viel Fantasie ablesen…z.B. Bauplatzwunsch – Breslauer Platz. Am besten, noch auf dem Bahnhofsvorplatz – neben dem Dom, damit in der von Symbolik stark geleiteten islamischen Welt, endlich eine Revision der Geschichte stattfinden kann…oder?
Aber Köln, kann es sich ja leisten, dass unter mangelhaftem Integrationswillen leidende Bürger, erstmal eine riesige Moschee bauen…“man weis ja nie wozu dass mal gut sein kann“, aber in jedem Fall „wer baut der bleibt.“
Bürger die die Fakten beim Namen nennen, werden, nach RECHTS verschrien oder man hält Ihnen „populistisches Fahrwasser“ vor…kann ich von mir nicht behaupten! Es geht um unsere Stadt und die Mehrheit der Bürger, dieser Stadt will diese riesige Moschee nicht!
Und ich finde, dass dieses Gotteshaus, durchaus wesentlich bescheidener (kleiner) eine friedvolle Chance hätte…und dies OHNE „Freihandelszone“!
Köln darf sich auch durchaus, Bürger mit einer deutlichen Empfindsamkeit katholischen Glaubens leisten, auch wenn ich damit nicht zu einer Minderheit gehöre!
Um nicht mich und meine Familie den Anfeindungen, die auch Herrn Giordano zu teil wurden, auszusetzen, habe ich meinen Namen hier geändert.
Es grüßt die liebe Architektur begeisterte Gemeinde, mit der Bitte um Nachsicht, dennoch gehört zu werden.- Per Nikolaus – Bürger dieser Stadt, dort geboren- Köln – Nicht RECHTS und auch kein Populist!