Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Freude, Fragen und neue Dopingspekulationen:

Die Ausstellung der Diplomarbeiten in der Fakultät für Architektur

Als planender Architekt, als Gestalter, als Mensch mit kreativem Output steht man zwangsläufig in der Kritik. Man fertigt etwas, andere sehen es, benutzen es, erleben es und bewerten es – positiv, wie negativ.

Im Fall des Architekten ist dies besonders offensichtlich, plant er doch in aller Öffentlichkeit. Während der Besucher im Museum an einem Bild, das nicht gefällt, recht problemlos vorbeigehen kann, ist dies dem Stadtbürger in Bezug auf die Werke der Architekten nicht ohne Weiteres möglich. Wer tagtäglich ein Bauwerk nutzt, das nicht oder nur unzureichend funktioniert, oder an das stadträumliche Gefüge schlecht angebunden ist, dem bleibt keine Wahl, als dies hinzunehmen. Dies macht den Architekten in besonderem Maße verantwortlich. Verantwortlich gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern.

Nun werden in der Fakultät für Architektur auch in diesem Semester wieder die Abschlussarbeiten der Studierenden ausgestellt. Endlich wieder in den Räumlichkeiten in der Betzdorferstraße – ein Anlass zur Freude. Die Ausstellung läutet den Umzug ein, zurück in ein Gebäude, in dem der Alltag der Hochschule wieder adäquat stattfinden kann.

Wenig Freude, dafür viele Fragen

Kaum ein Grund zur Freude bieten jedoch die Arbeiten, die sich anschicken diesen Rahmen zu füllen. Es finden sich saubere Modelle, schöne Pläne und schicke Renderings. Doch der Großteil aller Entwürfe wirft viele Fragen auf.

Fraglich ist zum Beispiel ob Studierende des Studienschwerpunktes Baudenkmalpflege mit der Sanierung des Lufthansahochhauses am Rhein die Problematik, die diesem Bau anhaftet wirklich lösen können. Dagegen fraglos ist der Fakt, dass den meisten Menschen dieser Stumpf eines Hochhauses ein Dorn im Auge ist: Die Fassade zeigt einen Zeitgeist, der kaum noch nachzuvollziehen ist. In einigen der Entwürfe wird nun die alte und ehemals topmoderne Fassade durch eine neue ersetzt. Nur, diese Fassade ist heute zeitgeistig, ist heute modern, ist heute chic. Die jetzige war genau das jedoch vor rund 30 Jahren. Nur die wenigsten Studierenden haben in der Kubatur des Hauses das Hauptproblem erkannt.

In diesem Sinne kann sich der Besucher der Diplomausstellung nahezu bei jedem Entwurf, zu jedwedem Thema diverse Fragen stellen. Ist ein Entwurf, der ewig das gleiche Element wiederholt tatsächlich eine Hommage an Luigi Snozzi, oder ist das Ergebnis nicht ein rigider Formalismus, der eher an strukturalistische Projekte der Holländer um Aldo van Eyck oder Hermann Hertzberger denken lässt? Wird das Kölner Stadtpanorama entlang des Rheines tatsächlich erst durch riesenhafte Lupen sichtbar? Und könnte die Konsequenz aus der Erkenntnis, dass die Rheinpromenade von unterschiedlichen Nutzern frequentiert wird, nicht eher im Angebot eines für jedermann zu gleichen Teilen zu benutzenden Weges münden, anstatt jeder Nutzergruppe ihren eigenen Weg anzubieten?

Schock: Modulor unter EPO-Verdacht!

So reicht die Reihe der fragwürdigen Arbeiten vom unsensiblem Umgang mit bestehenden Speicherbauten, über plumpe Zitate der Domspitzen als Brückenelemente bis hin zur ermüdenden Verwendung von Le Corbusiers ewig zitierten, stets aufgepumpten und dickwadigen „Modulor“ zur Darstellung von möglichen Nutzern: der menschliche Maßstab mit EPO-Waden wie Ivan Basso und aufgepumpter Hand. Dürfte es hier nach all den Jahren nicht auch mal eine individuelle menschliche Darstellung sein?

Fraglos haben sich alle Verfasser und Verfasserinnen der Arbeiten viele Gedanken gemacht, lange gegrübelt, viel Zeit und Arbeit investiert, das Gros der Entwürfe sollte sie aber auf die Zukunft vorbereiten und dafür sensibilisieren, dass es im Alltag eines Gestalters nicht ausbleibt, dass die eigenen Arbeiten kritisiert werden. Ja, auch negativ. Wer im öffentlichen Raum agiert, muss sich auch öffentlicher Kritik stellen.

Doch es ist in der Tat nicht alles schlecht, was im renovierten Schulgebäude in Deutz ausgestellt ist. Sowohl inhaltlich, wie rein formal finden sich Arbeiten, die den Besuch rechtfertigen. Exemplarisch bespricht die Redaktion der A:Jugend im Folgenden zwei Entwürfe, die aus der Masse herausstechen.

David Kasparek

Siedlung Krebelspfad in Köln-Worringen

Verdichtete Siedlungsstrukturen mit besonderer Wohnqualität – eine Aufgabenstellung zu einem aktuellen Architekturthema.

Die Ausstellung ist bis zum 12.07.2007 zu sehen

Fachhochschule Köln

3. Etage des Fakultätsgebäudes

Betzdorfer Straße 2

50679 Köln-Deutz

Öffnungszeiten

Montag-Freitag 17-20 Uhr

Samstag 11-14 Uhr

Die Diplomausstellung im Sommersemester 2007 eröffnet das renovierte Gebäude in der 3. Etage des Fakultätsgebäudes der Fachhochschule Köln.