Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Kampf gegen Windmühlen

Am Montag den 14. Mai stellte sich im Rahmen der BDA-Montagsgespräche im Domforum der Gestaltungsbeirat der Stadt Köln vor.

Wieder einmal souverän moderiert von Jürgen Keimer fanden sich die Leiterin des Stadtplanungsamtes Anne Luise Müller, der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Karl-Jürgen Klipper (CDU), der Vorsitzende des Gestaltungsausschusses Stefan Schmitz, sowie die Mitglieder des Gestaltungsausschusses Kai Mettelsiefen, Peter Smeets und Carl Fingerhuth auf dem Podium ein.

Im Laufe der Diskussion wurden mehrere sensible Themen der jüngeren Kölner Architekturgeschichte angesprochen. So zum Beispiel die Entstehung der „Köln Arcaden“ und die daraus resultierende Frage, warum hier eigentlich ein Projekt realisiert werden konnte, mit dem keiner der Anwesenden zufrieden ist. Frau Müller betonte den Fakt, dass hierbei die Verantwortung für die formale Ausprägung dieser Shopping-Mall vor allem beim Investor lag und dass der Gestaltungsbeirat nur beratende Funktion hätte. Hans-Jürgen Klipper legte jedoch das größte Versäumnis in dieser Debatte offen: Hier sei, so der CDUler, letztendlich gar nicht um die Gestaltung des Projektes gestritten worden, sondern fast ausschließlich um dessen Größe.

Gute Gestalt: Hemmschuh oder Antrieb für die Stadtentwicklung

Damit arbeiteten die Politiker die zwei großen Probleme Kölner Architekturdebatten sehr gut heraus: Eine Diskussion über relevante Projekte wird oft erst dann geführt, wenn Verträge mit Investoren unter Dach und Fach sind und der Gestaltungsbeirat kaum noch etwas ausrichten kann. Zudem wird der Thematik Gestaltung meißt nicht mehr zu erkannt, als die Rolle eines Luxusgutes, den sich die Stadt kaum leisten kann oder möchte. Und schließlich besitzt der Beirat keine Weisungshoheit, so dass der Rat vom Fachpersonal oft genug übergangen werden kann.

Der „liebenswürdige Dialog“, wie ihn der Schweizer Professor Carl Fingerhuth anregte, wäre also wünschenswert. Ein Dialog zwischen einem Gremium, welches sich um die Gestalt der Stadt betreffende Fragen kümmert und den potentiellen Investoren. Es scheint, als müsste gerade auf Seiten der politisch Verantwortlichen ein Bewusstsein dafür entstehen, dass gute Gestaltung nicht nur ein Hemmschuh für Projekte sein kann, sondern viel mehr das genaue Gegenteil: Der Grund für die Investition. Stimmt die gestalterische Grundidee für ein Projekt, ein Quartier oder gar eine ganze Stadt, so kann dies das Lockmittel für Investitionen in den Standort sein, wie man etwa am Beispiel Hamburg sieht.

Entwicklung in die richtige Richtung

So erschienen die drei Mitglieder des Gestaltungsausschusses über weite Phasen des Abends wie die, letzten Endes erfolglosen, Kämpfer gegen Windmühlen. Doch diesen Eindruck wollten sie nicht stehen lassen: Vor allem bei kleineren und mittelgroßen Projekten gelänge es immer wieder über den Beirat positiven Einfluss auf den Bau zu nehmen. Allein die großen und prestigeträchtigen Projekte sind es aber, die in den Medien behandelt werden und den Eindruck einer Machtlosigkeit der Stadt vor dem Investor vermitteln. Um in Zukunft mehr Einfluss zu nehmen, schwebt dem Beirat eine engere Zusammenarbeit mit der Stadt vor, unter weiterer Zuhilfenahme von Sachverständigen von Außen. Diese, so die Hoffnung, könnten befreiter über die Situation in Köln nachdenken und etwaige Bedenken unvoreingenommen äußern.

Walter von Lomm brachte es in der anschließenden kleinen Diskussion auf den Punkt: Trotz aller Versäumnisse ist der Gestaltungsbeirat so auf einem guten Wege. War seine Existenz bis zu seiner Gründung kaum denkbar, ist seine Einflusssphäre inzwischen gewachsen und wird dies hoffentlich in Zukunft weiter tun. Die bauliche Qualität und damit die wirtschaftliche Lage der Stadt zu sichern ist schließlich das Anliegen aller.

David Kasparek

gestaltungsbeirat: podium

Das Podium während der Diskussion

Köln-Arcaden

Die Köln-Arcaden:

Zäsur mitten in Kalk, statt Diagonale in ein neues Quartier

Fotos:

David Kasparek

1 Kommentar

zu Köln Arcaden:
Als maßgeblichen Einwender im Bebauungsplanverfahren möchte ich hier feststellen, dass es kein Votum im Verfahren des Gestaltungsbeirates gab!
Wenn dies dennoch der Fall sein sollte, so bite ich dieses zu belegen.
Einzig der BDA hat mir bekannt eine schriftliche Stellungnahme vom 13.12.1999, FRau Hillebrandt, abgegeben.
So What?