Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider

Die Fakultät für Architektur an der Fachhochschule Köln und ein Umzug mit historischer Chance

In Köln werden Architekten ausgebildet. Doch in der Stadt ist die Fakultät kaum präsent. Im Sommer bietet sich der Fakultät für Architektur die historische Chance sich in der Stadt als eigenständige Lehranstalt zu etablieren.

Den wenigsten Menschen in Köln ist bewusst, dass die Stadt über eine Fakultät für Architektur verfügt. Köln ist die Medienstadt. Hier kann man kreativ arbeiten, aber studiert werden hier Geisteswissenschaften oder Sport. Doch an der Fachhochschule gibt es eine kleine, aber feine Architekturfakultät. Diese leidet allerdings unter einem gewaltigen Problem: Sie hat keine Identität. Als Studierender studiert man in Köln. Ja, Architektur. Nein, an der FH. Nein, nicht alle Architekten tragen schwarz.

Es bietet sich dem Studierenden nichts, was er anderen jungen Menschen erzählen kann, außer eben, dass das Studium in Köln stattfindet. Kein Name, kein in irgendeiner Form erwähnenswertes Gebäude. Noch nicht einmal das einst gut durchdachte und funktionierende Logo der Fachhochschule tut heute noch seinen Dienst. Der identitätsstiftende Gedanke, der jedem Fachbereich einen der vielen Punkte zuteilte, hat sich überlebt: inzwischen sind es statt der 19 Fachbereiche 10 Fakultäten. So gibt es nicht mehr genug Fakultäten für all die Punkte.

Ein Umzug als historische Chance

Hierfür bedarf es eines Umdenkens: Es ist wichtig, einen Namen zu haben, eine Identität. Diesbezüglich schwirren viele hochtrabende und teils schwer zu fassende Begriffe wie Corporate Identity oder gar Corporate Architecture, Label oder Branding umher. Diese Begrifflichkeiten umreißen aber in der Tat den Fakt, dass die Hochschule einen Charakter benötigt. Der Umzug im Sommer bietet dazu die perfekte Gelegenheit. Wann, wenn nicht dann, möchte man fragen, können längst überfällige Veränderungen angepackt werden?

Im Zuge dieser Identitätsstiftung könnte all das passieren, was der Hochschule noch fehlt: Regelmäßige Veranstaltungen an der Hochschule, Publikationen in einheitlichem Layout und eventuell sogar die Möglichkeit regelmäßig durch Ausstellungen im städtischen Diskurs präsent zu sein.

Wichtig dabei, so scheint es, ist die Dialektik, die einem solchen Prozess inne wohnen müsste: Auf keinem Fall darf am Ende eine leere Worthülse herauskommen, die als neue „Marke“ verkauft wird. Eine solche Maßnahme ist nur dann qualitativ gut und sinnvoll, wenn es neben einem neuen Namen auch eine Auseinandersetzung mit eben diesem gibt. Geschieht dies aber, könnte es neben der gewinnbringenden neuen Identität auch einen ganz profanen Vorteil mit sich bringen: In Zeiten von Studiengebühren überlegen es sich Studienanfänger dreimal, an welcher Institution sie das Studium aufnehmen. Im nicht von der Hand zuweisenden Konkurrenzkampf der Hochschulen könnte eine durchdachte Hochschulidentität, die in konkreter Verbindung zur Lehre steht, ein immenser Standortvorteil sein. Allein der Dom genügt auf lange Sicht nicht.

Dank neuem Dakanat auf einem verheißungsvollen Weg

Es gibt also viel zu tun. Der Umzug steht kurz bevor. Die Chance, die sich dadurch bietet ist einmalig. Sie sollte genutzt werden! Mit dem neuen Dekanat scheint sich die Fakultät indes auf einem guten und richtigen Weg zu befinden: Innerhalb der Professorenschaft wird derzeit heftig darüber diskutiert, ob und wenn ja, in welcher Weise Neuerungen wie eine einheitliche Corporate Identity, regelmäßige Publikationen und ein Namenspatron für die Fakultät für Architektur eingeführt werden sollten. Es bleibt abzuwarten, ob die dringend erforderlichen Reformen, die unter dem neuen Führungsteam angeregt werden, durch die übrigen Professoren mitgetragen und so umgesetzt werden können. Es wäre der Architekturfakultät zu wünschen, dass dieser Schritt endlich gelänge – auch als Anstoß zur Überwindung der Trägheit der Studierenden, die derzeit wenig Eigeninitiative zeigen, um selbst etwas an der Lage zu ändern.

David Kasparek

Redaktion A:Jugend

Im koelnarchitektur – Modul A:Jugend finden Sie mehr Informationen über die Aktivitäten der Fakultät für Architektur an der Fachhochschule Köln.

Zerrbild einer Architekturfakultät: Das Ausweichquatier in der Siegburgerstraße

Gesichtlos: Die Übergangsunterkunft der Fakultät 05 der Fachhochschule Köln

Guter Bau: Der Altbau ist als Schulgebäude gut nutzbar, die Fassade klug gegliedert.

Der Umzug bietet die große Chance.

2 Kommentare

die jetzige situation verdeutlicht doch genau die mutlosigkeit einen standpunkt einzunehmen. was die professoren nicht schaffen, könnten die studierenden auch selbst erledigen =
1 vollversammlung > 1 namen > 1 antrag + alle pläne mit dem gleichen etikett. aber was wollen die studis? abwarten?

Nun, ich denke, dass eine Namensänderung und die gleiche Etikettierung der Pläne nichts an dem Problem ändern. Bin aber auch der Meinung, dass die Studis selbst mit mehr Eigenverantwortung einiges bewegen könnten. Bei einigen (wohl gemerkt: nicht allen!) Studierenden habe ich mittlerweile das Gefühl, dass der Ehrgeiz , seinen Schein möglichst schnell und einfach zu bekommen größer ist als der Anspruch, sich den INHALTEN des Studiums zu widmen. Als Folge dessen sinkt oft auch die Qualität der Ergebnisse. Die ist meiner Meinung nach somit nicht ausschließlich Abhängig von der Qualität der Lehre, sondern im großen Maße von der Motivation jedes Studenten sich mit der Architektur auseinanderzusetzen. Zugegeben: die (falsche) Einführung der Studiengebüren unterstützen eben jenen Trend möglichst schnell fertig zu werden, aber eins ist klar: der Charakter bzw. die Identität einer Fakultät lebt sowohl von dem Interesse der Professoren Architektur zu vermittelnabe eben auch von dem Interesse der Studenten diese auch wirklich lernen zu wollen. Erst wenn diese „Bilanz“ stimmt kann man mal über die Schaffung einer „Corporate“ Identity und gleiche Etiketten nachdenken…