Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

MELE KALIKIMAKA

‚Rentier mit Schlitten‘: Eine weihnachtliche Lichtschlauch- installationen an der Westfassade der Ausstellungshalle der Fuhrwerkswaage in Köln-Sürth.

Mele Kalikimaka ist der Titel eines Weihnachtsliedes von Bing Crosby, das er 1950 aufnahm und das auf der Rückseite der legendären White Christmas Platte zu hören ist. Die Arbeit mit dem hawaiianischen Titel, der übersetzt übrigens „Frohe Weihnachten“ bedeutet, besteht aus ca. 31 Lichtschläuchen und stammt von der Kölner Künstlerin Tina Haase.

Sie interpretiert die seit Jahre zu beobachtende Invasion der Lichterketten auf ästhetische Weise neu. Die Künstlerin greift damit ein Phänomen auf, das sich in der Weihnachtszeit in immer stärkerem Maße ausbreitet: Die figurativen Leuchtelemente in Vorgärten, als Kontur am Carport oder als Dekoration an Balkonen. In neuen Kombinationen und Anordnungen führt Sie dem Betrachter liebevoll, aber durchaus hintersinnig die Absurdität dieser Weihnachtskultur vor Augen. Lichter gehören zur Weihnachtszeit – dennoch eine Arbeit, die sich nicht nur auf den Weihnachtsbezug eingrenzen lässt.

Verfremdung durch Reihung

„Tina Haase hat auf bemerkenswerte Weise das Phänomen einer sich nahezu potenzierenden Verbreitung figurativer Lichtschlauchinstallationen in Vorgärten aufgegriffen und pointiert umgesetzt. Ein handelsüblicher Schlitten mit Rentier – eben als Lichtschlauchkontur schon ausgeformt – dient ihr als Grundelement für ihre Installation an der Westfassade unserer Ausstellungshalle. Mehr als 30 Exemplare dieser Spezies sind zunächst in Form dreier versetzter Zeilen angeordnet, jedoch in unterschiedlichen Kombinationen, die zudem mitunter die Ausrichtung in alle drei Raumachsen wechseln. Auch kommt es vereinzelt zu Konzentrationen von Rentieren wie auch Schlitten. (…)Dabei tritt das Einzelelement hinter das Gesamtgefüge zurück, lediglich in Randlagen sind die Ursprungselemente noch teilweise erkennbar. (…)

Liebevoll aber nachdrücklich, verschmitzt lächelnd und dennoch ernst greift Tina Haase das Phänomen Lichtschlauchfiguration auf, welches sich unaufhaltsam ausbreitet – wie etwa Donuts und Halloween. (…)

Künstlerische Komposition mit industriellen Dekoartikeln – dies ist eine äußerst gewagte Gradwanderung, die Gefahr des Scheiterns inbegriffen. Umso mehr sind sowohl der Mut der Künstlerin zu bewundern, wie die Sicherheit, mit der sie diese Aufgabe bewältigte. Doch wer Tina Haase kennt weiß um ihre Souveränität im Umgang mit Konstellationen von Alltagsartikeln, denen ja ihr besonderes Interesse gilt, seien es nun Plastikschüssel, Büro-Hefter, Büstenhalter oder Motorräder, um einige zu nennen.“

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Jochen Heufelder

Die Arbeit leuchtet täglich zwischen 17 und 22 Uhr. Sie ist besonders von den Nutzern der Linie 16 zu sehen, die die Haltestelle Sürth passieren. Aber auch ein Besuch direkt vor Ort lohnt sich auf alle Fälle.

Barbara Schlei

Redaktion

Auf der Homepage der Fuhrwekswaage ist die Lichtinstallation in einer Videosequen zu sehen.

FUHRWERKSWAAGE Kunstraum e.V.

Bergstrasse 79

D-50999 Köln-Sürth

Tel: +49.2236.61049

Zur Internetseite von Tina Haase

Zur Weihnachtszeit eine sehr beliebte Form des Lichtschlauchs: Rentier mit Schlitten.

Foto: Jochen Heufelder

Foto: Jochen Heufelder

1 Kommentar

liebe Barbaea Schlei, Ich freue mich über die freundliche Berichterstattung. Ich bin Tina Haase und recht neugierig auf die Kommentare…
liebe Grüße, Tina Haase