Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neue Plätze braucht das Land

Im Rahmen der ‚StadtBauKultur‘ investiert das Land in die Um- und Neugestaltung von Plätzen – jetzt liegt eine Dokumentation des ‚Stadt macht Platz‘-Wettbewerbs vor.

Plätze gibt es viele in Nordrhein-Westfalen. Doch schreit das, was es bereits gibt, nicht selten danach, überarbeitet zu werden. Oder für das, was angelegt werden könnte, fehlt schlichtweg das Geld: Plätze haben im Stadtbild einen besonderen Stellenwert. Grund genug für das Land NRW deren Gestaltung zu lenken und – nicht zuletzt – finanziell zu unterstützen. Im Jahr 2004/2005 hatte die Initiative „StadtBauKultur“ den Wettbewerb „Stadt macht Platz – NRW macht Plätze“ ausgeschrieben, an dem sich auch die Stadt Köln mit einem Vorschlag für den Ottoplatz beteiligte. Eine Qualitätsoffensive zur Gestaltung des öffentlichen Raums, die nun auf 98 Seiten dokumentiert ist.

Neue Projekte, durch Landesmittel finanziert

„Nordrhein-Westfalen möchte mit der Initiative StadtBauKultur zur europäischen Diskussion über Baukultur beitragen. Dazu bietet sich – unter anderem – eine Auseinandersetzung mit

städtebaulichen und gestalterischen Grundfragen wie der Platzgestaltung und -nutzung an“, schreibt Dr. Ulrich Hatzfeld im Vorwort der Dokumentation. Damit ist der Anspruch, den der Mitbegründer der Landesinitiative formuliert, hoch gesteckt: Im Rahmen des Wettbewerbs sollte die Umsetzung innovativer Ideen nicht nur durch Landesmittel ermöglicht werden. Ziel war es auch, die Diskussion um die zeitgemäße Gestaltung und Nutzung von Plätzen neu anzustoßen.

Gedankenanstöße für die Gestaltung von Plätzen

Welche Vorschläge jedoch tatsächlich „ausgezeichnet“ sind, hatte nicht zuletzt eine Jury zu entscheiden, die eigene Wertmaßstäbe entwickelte. Die Dokumentation jedoch geht weit über eine Auflistung der aktuellen Preisträger hinaus. Vielmehr waren für das umfangreiche Heft wissenschaftliche Aufsätze in Auftrag gegeben worden, die neue Ideen zur Gestaltung öffentlicher Räume formulieren – und Aspekte aufzeigen, die auch die Jurymitglieder beeinflusst hatten.

Plätze als Teil des öffentlichen Raums

Andrea Wulf zum Beispiel zeigt in ihrem Aufsatz „Vergangenheit als Lehrstoff“ am Beispiel der britischen „Garden Squares“ das bürgerschaftliche Engagement im öffentlichen Raum, das im 18. und 19. Jahrhundert die Gestaltung von Plätzen wesentlich beeinflusste. Für die Teilnehmer des Wettbewerbs hieß es schließlich auch, die Bedeutung des jeweiligen Platzes für seine Nutzer, für Anwohner und Bürger zu hinterfragen – damals, zum Zeitpunkt, als er angelegt wurde und heute, zum Zeitpunkt seiner Umgestaltung.

Weniger ist mehr

Ein weiterer Aspekt waren die Gestaltungsmittel selbst – in der Dokumentation finden sich dazu Exkurse über die Planung und Nutzung von Plätzen in New York und Hannover. Der Aufsatz von Gabriele G. Kiefer jedoch wirbt schließlich für eine Weisheit, die mancher Städteplaner aus dem Blick verliert: Weniger ist oft mehr. Oftmals genüge es, die Gestaltung eines Ortes auf wenige Elemente zu beschränken. Schließlich, so die Landschaftsarchitektin, müsse es wieder Orte geben, die in sich geschlossen, die klar und unverwechselbar sind. Allerdings gibt Kiefer auch zu Bedenken: „Die Zeit muss reif für eine Neugestaltung sein“. Auch diesen Aspekt hatte

die Teilnehmer des Landeswettbewerbs beschäftigt: Ein Großteil der Einsendungen hatte sich auf die Umgestaltung von Plätzen aus den 60er Jahren bezogen – aus einer Zeit, deren gestalterischer Anspruch sich vom heutigen unterscheidet und damit Platz schafft für neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Auszeichnung in zwei Kategorien

Das Besondere des Auswahlverfahrens war, dass die Einsendungen in zwei Kategorien ausgezeichnet wurden. In der ersten Preisgruppe wurden sechs Arbeiten als besonders gelungene und schnell umsetzbare Lösungen prämiert. Die zehn weiteren Entwürfe der zweiten Preisgruppe – in die auch die Pläne für den Kölner Ottoplatz fielen – wurden als

grundsätzlich förderfähig beurteilt, bedurften aus Sicht der Jury aber noch einer Überarbeitung.

Mehr als 50 Kommunen reichten Pläne ein

Insgesamt waren im Herbst vergangenen Jahres 17 Arbeiten eingereicht worden. Die Landesinitiative „StadtBauKultur“ selbst ist ein auf zehn Jahre angelegtes Gemeinschaftsprojekt der Landesregierung mit allen an der Baukultur interessierten Gruppen. In der ersten Phase des Wettbewerbs reichten mehr als 50 Kommunen aus NRW Konzepte für Planungs- und Beteiligungsverfahren zur Um- oder Neugestaltung ausgewählter Plätze ein. Eine interdisziplinär besetzte Jury wählte im Dezember 2004 aus den Vorschlägen 20 besonders überzeugende Konzepte aus, die zur Durchführung empfohlen wurden

Bericht von der Preisverleihung. Die 8,4 Millionen Euro, die das Land bisher in den Wettbewerb investierte, tragen bereits Früchte: Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden zwölf Platzprojekte realisiert.

Martha Cramer

Die Dokumentation des Landeswettbewerbs 2004/2005 (ISBN 3-939745-00-6) wird im Auftrag des Ministeriums für Bauen und Verkehr in der „Blauen Reihe“ der Initiative StadtBauKultur NRW herausgegeben. Sie kann kostenlos unter Angabe der Veröffentlichungsnummer SB 167 (per Fax, E-Mail oder Postkarte) bestellt werden bei den

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Blauen Reihe # 10

Stadt macht Platz – NRW macht Plätze |

Dokumentation des Landeswettbewerb 2004/05

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