Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

MAPHO

„Gute Architekturfotografie dokumentiert die Qualität eines architektonischen Entwurfs. Sie lebt oft länger als der schönste Bau.“ Tomas Riehle

In prominenter Nachbarschaft zum Museum „Insel Hombroich“ mit den skulpturalen Bauten des Bildhauers Erwin Heerich und der „Langen Foundation“, einem Haus des japanischen Architekten Tadao Ando auf der Raketenstation Hombroich wird nach einem Entwurf der Architekten Joachim Schürmann und Valeska Zohm das MAPHO – Museum für Architekturphotographie entstehen – initiiert vom Verein MAPHO, Museum für Architekturphotographie Hombroich.

Eine Idee wird Wirklichkeit

Die Idee des Kölner Architekturfotografen Tomas Riehle, ein Museum für Architekturfotografie aufzubauen, liegt nahe, schließlich ist die Architektur eines der größten Themen seit Anbeginn der Fotografie. Durch ihre Reproduzierbarkeit ermöglicht die Fotografie die Verbreitung fremder Kulturen und deren Bauten sowie eine ortsunabhängige Diskussion über Architektur. Der freischaffende Autor, Kurator und Fotograf Rolf Sachsse bringt es auf den Punkt: „Bilder werden gebraucht, um aus alter Architektur neue zu machen.“ Doch trotz Geschichte und Tradition wird das MAPHO das erste Museum für Architektur-Fotografie überhaupt sein. Es folgt der Einsicht der letzten Jahrzehnte, dass die Nachlässe von Architekten und Fotografen außerordentlich gefährdet sind, da sie lange Zeit nicht als Kunst und Zeitdokumente, sondern lediglich als Arbeitsgrundlage betrachtet wurden.

Schließlich ist aus der Initiative von Architekturfotografen und Kunstwissenschaftlern der MAPHO e.V. hervorgegangen, der im November 2005 in Hombroich zum ersten Mal an die Öffentlichkeit trat. Zuletzt stellten die Initiatoren Tomas Riehle und Rolf Sachsse zusammen mit Joachim Schürmann das Konzept und den Vorentwurf für das geplante Museum auf der Art Cologne 2006 einem breiten kunstinteressierten Publikum vor.

Der Entwurf

Der Entwurf ist für Joachim Schürmann erst die „Skizze eines Vorentwurfs“. Doch trotz der steten Weiterentwicklung ist die Idee schon deutlich erkennbar. Der gläserne Pavillon soll sich neben dem geometrischen Kräftespiel und der stillen Dynamik der Heerich-Bauten sowie dem Wechselspiel von Innen und Außen, Licht und Schatten, Kunst und Natur und der Architektur Andos ideal in den Kunst- und Kulturraum Hombroich einfügen. Die geometrische Klarheit und Transparenz lässt das Volumen des Pavillons nahezu immateriell und schwerelos erscheinen. Das zurückhaltende Zusammenspiel der schnörkellosen Flächen und Scheiben beschreibt Joachim Schürmann wie folgt: „Zwei Tafeln schweben über dem Boden, eine knapp über der Erde, die andere fünf Meter darüber. Eine bedeckt das Geschoss in der Erde, die andere beschirmt das Eingangsgeschoss, das über die Ausstellungsfläche hinaus an allen Seiten des Rechtecks vier Meter weit auskragt. Parallel zu den schmal auslaufenden Traufkanten ist die Tafel geschlitzt, lässt Zenit- und Sonnenlicht durch, beschattet den Innenraum. Die tiefere Tafel überspannt das Untergeschoss, birgt technische Installation, ist über beide Seiten durch Längsbänder perforiert, die über Kiemen aus Glas und Metall Tageslicht als Zenitlicht einfallen lassen.“

Entscheidend ist, dass das eigentliche Museum und das an Bedeutung gleichberechtigte Archiv mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 1.500 m² in einer doppelten Wanne im Boden versenkt und neben Kunstlicht nur durch Deckenschlitze mit gefiltertem Tageslicht beleuchtet werden. Der darauf ruhende gläserne Pavillon wird auf ca. 700 m² neben Wechselausstellungen den Museumseingang, eine Cafeteria und Büros beherbergen.

Mehr als nur ein Museum

„Fotografie ist historisches Zeugnis und Bauwerke existieren auch nicht mehr für Ewigkeiten.“ Hier will das Museum für Architekturphotographie ansetzen: Es kauft Nachlässe von Architekturfotografen an und wird Archive und Besitze übernehmen und betreuen. Großer Wert soll dabei auf eine zeitgemäße Archivierung der Quellen wie Negative und Dias gelegt werden. Nach ihrer Bearbeitung und Digitalisierung werden sie in entsprechenden Kühlkammern mit Temperaturschleusen aufbewahrt. Die digitalen Datensätze sollen dann auch der Forschung dienen, da der Nachlass eines Fotografen neben den schon bekannten Bildern oft eine Vielfalt an Informationen birgt, die, so Riehle, zum Beispiel auch eine Rekonstruktion von Architektur und Städtebau zulassen. Die Voraussetzung für das Sammeln, Archivieren und Forschen dieser Art ist ein Ort, der mit allen technischen Möglichkeiten der Erfassung, Erhaltung und Präsentation von Fotografien und digitalen Datensätzen ausgestattet ist. Dieser Ort wird das MAPHO – Museum für Architekturphotographie sein, der die Architekturfotografie als eigenständiges Genre zwischen Dokument, Design und Kunst würdigt und bewahrt.

Ein Liebhaberprojekt

Finanziert werden sollen der weitere Aufbau der Sammlung sowie die Konkretisierung des Museumsbaus durch Vereinsmittel, Spenden und den langfristigen Aufbau einer Stiftung, die nicht zuletzt den Bau finanzieren und den laufenden Betrieb sichern soll.

Für Tomas Riehle ist das MAPHO ein Liebhaberprojekt, das von Freunden der Fotografie und Architektur gefördert und realisiert wird. Demnach ist auch die Wahl der Architekten ein Zusammenspiel aus gemeinsamen Interesse und jahrelanger beruflicher Verbundenheit.

Auf dem 30.000 m² großen Gelände, das schon im Besitz des Vereins ist, werden in den nächsten zehn Jahren neben dem Museum noch sechs privatfinanzierte Atelierhäuser nach einem Masterplan des Architekt und Bildhauers Thomas Kesseler entstehen. Der Struktur der Atelierhäuser liegt ein serielles Prinzip zugrunde: Holz-Glas-Module von sechs mal sechs Metern können individuell zu einem Haus zusammengesetzt und somit auch jederzeit beliebig verkleinert oder vergrößert werden. Die Realisierung der Häuser wird Martin Heerich, Architekt und Sohn von Erwin Heerich, betreuen.

Bis das MAPHO Einzug in seinen Museumsbau halten kann, sieht es sich als virtuelles Museum, das in Zusammenarbeit mit anderen Sammlungen und Häusern Ausstellungskonzepte erarbeiten und realisieren möchte. Weiterhin ist geplant, ab Frühjahr/Sommer 2007 auf dem Gelände in Hombroich mit einem vielseitig bespielbaren Würfel präsent zu sein, zu informieren und neue Vereinsmitglieder zu werben, die aktiv die Realisierung der Idee MAPHO unterstützen.

Christoph Herkenrath

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