Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

ArchiPedes im Rheinauhafen

Nicht so bequem wie im ArchiTaxi: Eine Architekturführung zu Fuß, im Rahmen der ‚Expedition Colonia‘ durch den Rheinauhafen.

Ein ohrenbetäubendes Krachen lässt die 25 Personen im Rheinauhafen den Atem anhalten. koelnarchitektur.de-Redakteurin Barbara Schlei unterbricht ihre Ausführungen zur Lichtführung in den Wohnungen des „Siebengebirges“ nur kurz, als ein Container mit Steinen in ein paar Metern Entfernung abgeladen wird. Für die Architektin ist der Aufenthalt auf einer Baustelle Routine, ganz anders als für die Teilnehmer an der „ArchiPedes“-Tour im Rheinauhafen.

Das ehemalige Hafengelände bietet sich an für eine Architekturführung zu Fuß. Auf zwei Kilometern Länge und nur 200 Metern Breite reihen sich die Architektur-Highlights dicht an dicht, teilweise sind sie schon länger fertig und bezogen, wie das „KAP am Südkai„. Oder es ist gerade erst der Rohbau zu sehen, wie beim Luxus-Wohnhaus „rhein3“.

Architektur und Hochwasser

Und so kann Barbara Schlei vieles zur Architektur erzählen, angefangen bei dem städtebaulichen Realisierungswettbewerb aus dem Jahr 1992, aus dem das Konzept für das Gelände hervorging. Über doppelt verglaste Fenster, die eine natürliche Belüftung und trotzdem hohen Schallschutz gewährleisten, bis hin zur klaren Geometrie eines Treppenhauses. Unterstützt wird sie dabei von Franz-Xaver Corneth, dem Bereichsleiter der Projektentwicklung der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), der das Gelände gehört. Er war an der gesamten Entwicklung beteiligt und hat das Gesicht des zukünftigen Rheinauhafens mitgestaltet. Bereitwillig gibt Corneth Auskunft über die Gestaltung der Freiflächen, über kleine Details wie die eigens für den Rheinauhafen entworfenen Straßenlaternen und – von den Teilnehmern besonders nachgefragt – über den Hochwasserschutz des Hafengeländes.

Besondere Fassaden

Wie der Hochwasserschutz der einzelnen Gebäude umgesetzt wird, erklärt Architekt Holger Thor vom Büro Gatermann + Schossig, an dem von ihnen realisierten Bürogebäude „Kontor 19“. An den Eingängen zu dem Gebäude sind Führungsschienen für die Sperrwände eingelassen. Der Hausmeister müsse bei drohendem Hochwasser nur noch die Einzelteile der Sperrwände aus dem Keller holen, in die Führungsschienen stecken und dann könne selbst dem Erdgeschoss nichts passieren. Ein wenig kritisch beäugen die Teilnehmer der Archipedes-Tour dieses System, aber es scheint durchdacht. Genauso wie die Fassade des „Kontor 19“, auf die Holger Thor besonders stolz ist. Die bronzefarbenen eloxierten und geätzten Aluminiumpaneele aus Neuseeland können ausgeklappt werden und dienen dann der Belüftung des Gebäudes.

Wohnen im Bauhaus-Stil

Das absolute Highlight der Führung aber kann Architekt Bernd Römer bieten: Einen Blick in eine der luxuriösen Wohnung der von ihm entworfenen „wohnwer[f]t 18.20“ (Architekten Bernd Oxen + Bernd Römer). Doch auch von außen ist dieses Gebäude ein architektonischer Höhepunkt: Tiefe Einschnitte und Vor- und Rücksprünge bringen Abwechslung in den Wohnkomplex, der mit seiner glatten weißen Putzfassade und den klaren Formen an Bauhaus-Architektur erinnert.

Von keinem der Besichtigungspunkte können sich die Teilnehmer so schnell lösen, wie im Zeitplan der Führung vorgesehen. Und so endet die Archipedes-Tour mit einer halben Stunde Verspätung in der Infobox am Harry-Blum-Platz.

Vera Lisakowski

„ArchiPedes-Touren“ wird es immer wieder geben. Für den Sommer 2006 ist ein „Jahresprogramm“ in Planung. Wann, wo und wie die Touren stattfinden, erfahren Sie am besten, wenn Sie unseren Newsletter abonnieren. Sind Sie an einer individuell für eine Besuchergruppe organisierte »ArchiPedes«-, »ArchiHeli«- oder »ArchiTaxi«-Führung interessiert, wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion.

archipedes gruppe

Die Gruppe auf der Dachterrasse des KAP

archipedes rhein

Fragen zum Hochwasser werden direkt am Rhein beantwortet

archipedes kran

Die Führung geht durch die Großbaustelle

archipedes gruppe2

Die Teilnehmer verfolgen trotz des Lärms die Erläuterungen von Barbara Schlei

archipedes roemer

Bernd Römer erläutert das Konzept der ‚wohnwer[f]t‘,

Architekten Bernd Oxen + Bernd Römer

archipedes modell

Franz-Xaver Corneth erklärt am Modell in der Infobox die Entwicklung des Rheinauhafens

5 Kommentare

Sehr geehrte Damen und Herren, habe Ihren Artikel mit grossem Interesse gelesen.
Uns als das planende Landschaftsarchitekturbüro der Freianlagen des Rheinauhafens, ist aufgefallen daß es ggf durchaus interessant sein könnte die Freianlagen ähnlich detailiert wie die Hochbau-Architektur darzustellen. Falls Sie in nächster Zeit Interesse an einer detaillierten Darstellung der Freianlagen haben, stünden wir Ihnen gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüssen
Tamim Ozod-Seradj

FENNER – STEINHAUER – WEISSER
FSW Landschaftsarchitekten
Bergische Landstrasse 606
40629 Düsseldorf

FON: 0211 / 29106 – 28
FAX: 0211 / 29106 – 20

Wertes Team, mein Mann und ich haben am 30.08.09 eine Führung unter Leitung von Fr. Erika Werren(s?) mitgemacht. Vielen Dank für anstrengende, aber äußerst informative mehr als 2 Stunden. Vor allem das Engagement, die Kompetenz und Liebe zum Detail unserer Führerin haben uns sehr gefallen.

Auch wir haben am gestrigen 30.08.09 die zweistündige Tour mit Frau Breuninger gemacht. Es wahr sehr unterhaltsam, informativ und auch für uns nicht-Kölner-aber-Architekturfans ein interessanter Fußmarsch vom KAP zu Poldis neuem Heim und retour.
Vielen Dank!