Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Diplom Wintersemester 2005/06

Architektur an der FH Köln

Eigentlich ist es ein wenig schade, dass zur Tradition der gezeigten Diplomarbeiten ein Gang in den Keller gehört. Denn wirklich gewürdigt wird so die fleißige Arbeit der Kölner Architekturstudenten an den zahlreichen Plänen und Modellen nicht. Dabei bietet der Rundgang durch die gestellten Themen ein breites Lösungensspektrum von architektonischen Ansätzen. Fast alle Themenstellungen finden sich in und um Köln wieder und beziehen sich auf die klassischen Bauaufgaben eines Architekten. koelnarchitektur.de präsentiert hier eine Auswahl der Arbeiten.

Eine Schnittstelle zwischen Riehl und dem Kölner Zoo

Die Aufgabe bestand in der Neugestaltung des Nebeneingangs am Riehler Gürtel und damit einer zur Zeit eher traurigen Platzsituation, die zweiseitig an den Kölner Zoo angrenzt. Die Attraktivität des nahe gelegenen Elefantenhauses bildete die Grundlage für ein groß angelegtes Raumprogramm: Eine neue Zoogastronomie am Elefantenpark soll entstehen, Tierklinik und Souvenirshop sowie Veranstaltungsräume ergänzen das Angebot. Die Finanzierung erfolgt über Eigentumswohnungen und Ladenlokale zum städtischen Platz hin. Kurz: eine Vernetzung von zooeigenen und städtischen Nutzungen mit Blick auf die Elefanten war gefordert. Damit ist der schwierige Kern der Aufgabe auch schon beschrieben – jede Lösung muß zwei unterschiedliche Funktionsbereiche verbinden und gleichzeitig eine Eingangskontrolle zum Zoo gewährleisten.

Auch wenn die Herleitung der Bauaufgabe als Heterotopie im Sinne Foucaults zunächst eher schwierig ist, versteht Jens Bartsch in seiner Arbeit die Schnittstelle zwischen Stadt und Zoo konkret als Spiegel, in dem beide inhaltlichen Programme durch den Baukörper auf die andere Seite reflektiert werden. Ein L-förmiger, mehrgeschossiger Riegel begrenzt kantig den Platz, eine gefaltete Freiform windet sich aus dem Zoo kommend darüber. Durch die grundverschiedenen Baukörper bleiben die geforderten Nutzungen ablesbar und die Andeutung weckt die Neugier auf die andere Seite. In diesem Zusammenspiel ist sowohl ein sinnvoller städtebaulicher Abschluss des Platzes als auch ein spektakuläre Antwort auf das Elefantengehege gelungen.

Auch Anne Gluch thematisiert in ihrem Entwurf die Schnittstelle von Zoo und Stadt. Ihr gelingt jedoch eine deutlichere Verschmelzung der beiden Nutzungen in einem durchgängigen, mäandrierenden Baukörper. Die Differenzierung der zwei Bereiche entsteht über die Materialwahl einer eher geschlossenen, abweisenden städtischen Fassade, die eine deutliche Platzkante markiert und einer transparenten Glasfassade, die den Blick in den Zoo freigibt. Auf diese Weise werden Zoo und Stadt bewusst getrennt und der Schwerpunkt liegt auf dem Sichtbezug zu dem Elefantengehege. Mit der Dynamik des schwebenden Baukörpers über dem Hauptweg schafft sie eine Nähe, die ein intensives Erleben der Tierwelt aus dem Inneren des Gebäudes möglich macht. Ein schöne Vorstellung, an diesem Ort auszuruhen und den Zoo von oben zu erleben.

Das Marienfeld morgen

Einen eher fiktiven Hintergrund hat die Frage nach einer Nachnutzung für das Marienfeld und den Hügel, auf dem der Papst im August 2005 den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages zelebrierte.

Dieser ursprüngliche Wallfahrtsort westlich von Köln, der sich heute als 260 ha große, renaturierte Ackerfläche in einem Braunkohleabbaugebiet zeigt, hat durch die Erinnerung hunderttausender Menschen an den Weltjugendtag eine neue Bedeutung und Aktualität erlangt. Der Tradition des Ortes als Wallfahrtsstätte und Kloster soll durch eine neue inhaltliche und architektonische Interpretation Rechnung getragen werden. Dabei sieht die Aufgabenstellung zunächst ein Haus der Stille vor: Ein Ort des Rückzuges und der Ruhe, für Gruppen, Seminare oder Einzelpersonen, die hier für eine gewisse Zeit dort leben möchten. Davon ausgehend sind weitere Nutzungen wie Cafeteria, Versorgung, Eremitage und anderes denkbar. Letztlich blieb es dem Ansatz der Diplomanten überlassen, in welche Richtung Nutzungen und Gebäude schlüssig weiterentwickelt werden.

Konzeptionell überzeugend ist die Idee von Simone Ullrich, die das Marienfeld als Religionspark der 5 großen Weltreligionen entwickelt und sich so dem religiösen Austausch und der Kommunikation verpflichtet. Gerade angesichts der großen Vorurteile, die häufig die Anschauung fremder Religionen prägen, kann man sich diese Nutzung als sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen christlichen Kloster- und Seminarräumen vorstellen. Jeder Religion wird ein eigenes Gotteshaus zugeordnet: Eine Moschee, ein Hindu-Tempel, eine Synagoge, ein buddhistischer Sala und eine Kapelle sind dezentral auf das Marienfeld verteilt. Ihr gemeinsames Zentrum bildet das Haus der Stille mit seinen Nebenfunktionen. Dieser gemeinschaftliche Ort wird als Spirale von den öffentlichen zu den privaten Räumlichkeiten interpretiert und weist mit seinem spitzen Ende auf den Papsthügel. Ist es auch etwas schwer, die dynamische Form des zentralen Gebäudes mit den reduzierten Formen der Gotteshäuser in Einklang zu bringen, so besticht doch die Gesamtheit vom Konzept bis zur Materialwahl, die in den stimmungsvollen Ansichten zu erkennen ist.

Ein Forum für Architektur am Tanzbrunnen

Das Programm an der exponierten Stelle rund um den Tanzbrunnen ist anspruchsvoll. Das „CCADM-Colgne Center for Architecture, Design and Media“ soll der Industrie, den Verbänden und den Kultureinrichtungen der gewählten Branchen zur Verfügung stehen, die Rheinhallen umnutzen oder erweitern, die Kölner Stadtansicht bei Tag und bei Nacht prägen und die Freiflächen des rechtsrheinischen Parks neu gliedern und mit dem linksrheinischen Ufer verbinden. Ein weit gefächertes Anforderungsprofil, das von den jeweiligen Verfassern einem individuellen Schwerpunkt untergeordnet werden musste.

Bartosch Wojtowicz legt in seiner Arbeit den Fokus auf die zentrale Achse des Geländes, er fasst überzeugend den ehemaligen Osteingang der Messe mit einem schlichten Baukörper, der sich am Staatenhaus orientiert und dem Durchgang ein Ziel gibt. Auf der Rheinseite ragt das Infogebäude als zweiter kubischer Baukörper in den Rhein hinaus, schwebend gibt er den Blick auf die Kölner Innenstadt frei und bildet gleichzeitig einen architektonischen Anziehungs- und Merkpunkt von allen Seiten. Dieses räumlich einfach gegliederte Konzept gibt dem aufregenden Standort etwas Klarheit und gleichzeitig die ausreichend spektakuläre Ansicht. Hier wirken sehr anschaulich alt und neu zusammen, die rechtsrheinische Stadtansicht wird neu geprägt.

Inspiriert von der Qualität des Parks und der kreisförmigen Anlage mit dem Tanzbrunnen, setzt das Konzept von Ines Kapplinghaus auf die Revitalisierung des Bestandes und die qualitätsvolle Umsetzung einer Freiraumplanung. Ihre Gebäude ordnen sich diesem Prinzip unter: das Staatenhaus wird rückseitig durch kleine Pavillons erweitert, ein langgestreckter Baukörper antwortet mit Vor- und Rücksprüngen auf die Kleinteiligkeit. Der so entstandene Zwischenraum bildet als Grünweg eine neue Querachse für alle Parkbesucher. Weil sie hier die exponierte Lage nicht für eine große Geste nutzt, wird der Tanzbrunnen als Zentrum des Ensembles wieder aufgewertet und dem Rheinpark als wichtigen innerstädtischen Erholungs- und Freiraum eine zentrale Bedeutung zugemessen, die das sommerliche Leben entlang der Rheinpromenaden auf den neuen Terrassen noch stärker in die Stadt hineintragen kann.

Wen dieser kurze Überblick neugierig gemacht hat, der kann sich schon auf die nächsten Diplomarbeiten im Juli 2006 freuen. Auch dann wird koelnarchitektur wieder gerne über die Ergebnisse von drei eifrigen Monaten berichten.

Folgende Themen (mit Aufgabensteller) wurden von den 31 Diplomanten bearbeitet:

  • Seniorengerechtes Bauen in Raderberg (Koopmann, Mocanu)
  • Nebeneingang des Kölner Zoos, Riehler Gürtel (Kuhn, Machens)
  • Der Rhein als Mitte (Lengyel, von Brandt)
  • Nutzung und Präsentation der Landesburg in Erftstadt (Schöndeling, Werling)
  • Centro Culturale di Cortona (Schröder, Hempel)
  • Forum für Architektur, Design und Medien CCADM (Siegemund, Vettermann)
  • Idee einer Nachnutzung für das Kerpener Marienfeld (Werling, Schöndeling)

Ragnhild Klußmann

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Kölner Zoo: Diplom von Jens Bartsch (Abb FH Köln)

d0603 Modell Jens Bartsch

Modellfoto Jens Bartsch (Foto rk)

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Kölner Zoo: Diplom von Anne Gluch (Abb FH Köln)

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Modellfoto Anne Gluch (Foto rk)

d0606 Marienfeld Simone Ullrich (Image/Foto)

Marienfeld: Diplom von Simone Ullrich (Abb FH Köln)

d0607 Grundriss Simone Ullrich (Image/Foto)

Grundriss: Simone Ullrich (Foto rk)

d0608 CCADM Bartosch Wojtowicz (Image/Foto)

CCADM Diplom von Bartosch Wojtowicz (Abb FH Köln)

d0609 CCADM Ines Kapplinghaus (Image/Foto)

CCADM Diplom von Ines Kapplinghaus (Abb FH Köln)