Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Hintergründe zum Wettbewerb zur DITIB-Zentralmoschee

12.01.2006

Anforderungen: Baugrundstück und Raumprogramm
Das Baugrundstück für die neue DITIB-Zentralmoschee der Türkisch-Islamische Union (DITIB) liegt an der südöstlichen Gre…

12.01.2006

Anforderungen: Baugrundstück und Raumprogramm

Das Baugrundstück für die neue DITIB-Zentralmoschee der Türkisch-Islamische Union (DITIB) liegt an der südöstlichen Grenze des Stadtbezirks Ehrenfeld unmittelbar an der Inneren Kanalstraße / Ecke Venloer Strasse. Die an gleicher Stelle stehende alte, und sowohl den repräsentativen wie funktionalen Anforderungen nicht mehr entsprechende Moschee soll abgetragen und durch ein neues Kulturzentrum ersetzt werden.

Zu realisieren ist ein Raumprogramm mit einer geplanten HNF von ca. 8.000 m². Neben der eigentlichen Moschee, dem Gebetsraum mit der dazugehörigen Ausstattung wie den Waschräumen und einem Vorraum gehört auch ein Veranstaltungsbereich mit Konferenzräumen zu den Vorgaben. Eine Cafeteria, ein Jugendclub mit Schul- und Seminarräumen und Räume für Frauen komplettieren das Angebot. Neben sieben kleinen Wohnungen soll auch ein Hamam (Badehaus) realisiert werden. Ausdrücklich werden in der Wettbewerbausschreibung zwei Minarette gewünscht, um die Bedeutung der „Kölner Zentralmoschee“ schon von außen zu betonen.

Umstrittenes Wettbewerbsverfahren

Mit einem begrenzt offenen, anonymen, zweiphasigen Realisierungswettbewerb will die DITIB nun einen geeigneten Entwurf im Spannungsfeld zwischen muslimischer Tradition und westlicher Architektur für den Neubau der Zentralmoschee an der Inneren Kanalstraße ermitteln. Dabei ist das Wettbewerbsverfahren nicht ganz unumstritten. Elf Büros, die allesamt über Erfahrungen im Bau christlicher oder muslimischer Sakralbauten verfügen, wurden gesetzt: Arat-Siegel & Partner, Stuttgart; Metin Aygün, Ankara; Prof. Gottfried Böhm + Söhne, Köln; Mario Botta, Lugano, Schweiz, – Lorber + Paul, Köln – Rasch + Bradatsch, Leinfelden – Axel Schultes + Charlotte Frank, Berlin – Cavit Sahin, Velbert – Yavuz Selim Sepin, Istanbul – Hilmi Senalp, Istanbul – Dr. Aydin Yüksel, Istanbul.

Weitere 22 Teilnehmer wurden in einem sogenanntes Prequalifizierungsverfahren ermittelt. Die an der „Vorrunde“ teilnehmenden Büros, insgesamt wurden 122 Arbeiten eingereicht, waren aufgefordert ihre Visionen und Ideen für einen Moscheeneubau in einem Stehgreifentwurf perspektivisch zu skizzieren. Damit ist das Teilnehmerfeld von 33 Architekturbüros komplett, über deren Ergebnisse Anfang Februar die große Jury unter Vorsitz Max Bächer zu entscheiden hat. Der Jury gehören neben den Fachgutachtern, Vertretern aus Stadt, Gesellschaft und Politik auch die Dombaumeisterin, der Vorsitzende des Integrationsrats und der Präsident der türkischen Architektenkammer an. Im Anschluss an das Wettbewerbsergebnis wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt.

An diesem „schlanken“ Vorauswahlverfahren nahm vor allem die Architektenkammer NRW Anstoß, weicht es doch von den erst 2002 neu gefassten „Regeln für die Auslobung von Wettbewerben (RAW)“ ab. Diese sehen für zweiphasige Wettbewerbe entweder die Bewerbung über Referenzobjekte oder das Losverfahren vor. Nicht vorgesehen ist dagegen eine Qualifizierung über Entwurfszeichnungen. Abweichend vom üblichen Prozedere verlief ebenfalls die Juriehrung der ersten Runde: Die dreiköpfige Jury, bestehend aus den Architekten Max Bächer und Stefan Schmitz sichteten gemeinsam mit Mehmet Yildirim, Generalsekretär der DITIB die eingereichten Arbeiten und ermittelten die 22 Teilnehmer der ersten Wettbewerbsphase, die sich nun mit ihren gesetzten Kollegen, die allesamt über Erfahrungen im Bau christlicher oder muslimischer Sakralbauten verfügen, messen dürfen. Ihre Auswahl bleibt zunächst ihr Geheimnis. Die Skizzen der ersten Auswahlphase werden nicht veröffentlicht und nach Abschluss des Verfahrens vernichtet.

Barbara Schlei

Redaktion

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Luftbild der Gesamtsituation

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Das für den Bau der DITIB-Zentralmoschee vorgesehene Grundstück an der Ecke Venloer/Innere Kanalstraße

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Perspektivische Darstellung der umliegenden Bebauung.

Rendering: tchorz Architekten + Ingenieure