Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wege aus der Planungsmisere!

Im BDA Montagsgespräch wurde einmal mehr über die mögliche Bebauungen in Deutz diskutiert

Nicht das Was, sondern das Wie des Bauens in Deutz sollte an diesem Abend im Domforum die Frage sein. Denn sehr lange währt nun schon die Diskussion um die Notwendigkeit von Hochhäusern im Rechtsrheinischen. Man kann davon ausgehen, daß alle Argumente, das Für und Wider des ICE Terminals nebst seinen drei geplanten Hochhaustürmen ausgetauscht sind. Und schließlich kann man vom LVR Turm aus auch schon erste Blicke auf die Altstadt und den Dom genießen. Doch auch an diesem Abend gerät die Frage des weiteren Prozesses immer wieder ins Abseits. Es ist eben noch nicht abschließend geklärt, was Köln nun wirklich an diesem entscheidenden Standort braucht.

Die Frage nach Hochhäusern

Die Reduzierung einer so weitreichenden Fragestellung auf die Höhe der Gebäude ist unverantwortbar. 150 oder 60 Meter? Es kann nicht das Ziel der Kölner Debatte sein, eine Schwarzweiß-Entscheidung zwischen Großstadtimage und Geschichtsbewußtsein über die Gebäudehöhe zu treffen. Das zeigte auch ein Video der Technischen Hochschule Aachen, welches den Betrachter ein wenig ratlos hinterließ: zwei filmisch festgehaltene Autobahnfahrten von Osten in Richtung Innenstadt sollten darüber Aufschluß geben, ob die geplanten Hochhaustürme die Sichtachsen auf den Dom verstellen oder nicht. Doch kann das hier gezeigte Ergebnis zu einer Lösung führen? Ob eine städtebauliche Problemstellung von der Autobahn aus entschieden werden kann, bleibt wirklich fragwürdig.

Impulse aus der Schweiz

Aber es gibt sie, die Wege, die einen solch komplexen Prozeß weiterbringen können -das zeigte beim BDA-Gespräch ein Fachmann aus der Schweiz. Franz Eberhardt, Leiter des Stadtplanungsamtes in Zürich, stellte neben dem Hochhausleitbild auch vergleichbare Prozesse von Projekten aus der Züricher Innenstadt vor. Dort wird anscheinend nicht zunächst geplant und dann von Politik und Investoren der vermeintlichen Realität angepaßt, sondern ein integrierter Prozeß organisiert, der schon zu Beginn alle Verantwortlichen eines Projektes an einen Tisch und zu gemeinsamen Lösungen bringt.

Doch ob man in Köln wirklich bereit ist, sich auf eine solchen anspruchsvollen Weg zu begeben, bleibt angesichts bisherigen Planungsbemühungen auf städtebaulicher Ebene mehr als fraglich. Trotz großem Beifall für den Schweizer Kollegen blieben die Antworten der Beteiligten auf die Frage nach einer Chance für Köln wage und passiv.

In Köln ist man nicht wirklich bereit, sich auf kompetenten, zeitgemäßen Städtebau einzulassen. Zu sehr stehen die Forderungen der Investoren im Vordergrund, um wirklich inhaltlich eine Fragestellung von allen Seiten aus zu betrachten und einen Prozeß zu generieren, der die Beteiligten von vorne herein einbindet. Aber nur auf diese Weise könnten Probleme wie mit der Unesco oder Unentschiedenheiten der Nutzer im Vorfeld verhindert werden.

Das Ultimatum der Unesco läuft

Doch im Gegensatz zu diesen inhaltlichen Fragen geben die Termine den Takt vor. Bis zum 1. Februar muß die Stadt Köln der Unesco einen Bericht vorlegen, wie es weiter gehen soll mit der Bebauung in Deutz. Die Botschaft ist dabei deutlich: kein weiteres Hochhaus, eine Bebauung bis maximal 60m Höhe – sonst wird der Kölner Dom von der Liste als Weltkulturerbes gestrichen.

Was also kann und muß der Rat der Stadt am 10. Dezember entscheiden? Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder der Rat bestätigt die vorhandene Planung mit den daraus folgenden Konsequenzen für den Dom oder der Planungsprozeß geht in eine neue Runde, was wohl nicht nur von Bernd Streitberger, Baudezernent der Stadt Köln, erwartet wird. Bleibt also abzuwarten, ob Köln tatsächlich mit einer „Nationalen Schande“ leben muß, wie es die Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner formulierte oder das Verfahren inhaltlich neu aufgerollt wird. Aber auch wenn die Entscheidung für ein neues Verfahren ausfällt, steht die Frage nach dem Wie weiterhin ungeklärt im Raum. Wir können nur hoffen, daß die Entscheider am Montag ein wenig gelernt haben und die richtigen Fachleute einbinden.

Und dann wäre Köln mit viel Glück in dieser Frage ganz am Anfang.

Es diskutierten auf dem Podium:

Prof. Peter Kanisius (ehemaliger Präsident der Unesco Deutschland), Dr. Eva Bürgermeister (Stadtentwicklungsausschuß Stadt Köln), Karl-Jürgen Klipper (Stadtentwicklungsausschuß Stadt Köln), Bernd Streitberger (Baudezernent Stadt Köln), Prof. Dr. Barbara Schock-Werner (Dombaumeisterin in Köln), Dr. Gerd Weber (Koelnmesse), Franz Eberhard (Direktor des Amtes für Städtebau der Stadt Zürich). Moderation Jürgen Keimer (Journalist)

Ranghild Klußmann

bda05 01 Die Diskussionsrunde

Die Diskussionsrunde

Foto: Ranghild Klußmann

bda 05 02 Vortrag Herr Eberhard

Hochhäuser und Planungsprozesse.

Vortrag von Franz Eberhard, Leiter des Stadtplanungsamtes in Zürich

Foto: Ranghild Klußmann

1 Kommentar

Ein Desaster, was die Planungsverantwortlichen in der Kölner Stadtspitze da hinterlassen. Da zeigt sich mal wieder, dass die Ämterzuweisung aufgrund von Parteienproporz ohne personale Kompetenz die Zukunft unserer Stadt verspielt, was eine vernünftige wirtschaftliche Entwicklung und Aspekte des Städtbaus betrifft. Da fragt man sich, warum andere Städte das besser schaffen. So z.B. unsere Landeshauptstadt, die es meine Meinung nach hervorragend geschaft hat, den Medienhafen, Rheinpromenade, Altstadt und Oberkassel zu einem architektonischen sowie städtebaulichen Gesamtkonzept auf hohem Niveau zu vereinen.
Investoren brauchen Planungssicherheit. Die wird so auf keinen Fall gewährt. Potenzielle Mieter wollen auch nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag vertröstet werden. Bin mal gespannt, ob als potenter Mieter einer hochwertigen Immobilie die Lufthansa AG in Köln gehalten werden kann. Herr Schramma hat der Lufthansa AG ja schon die restlichen Rheinhallen neben RTL angeboten. Sicherlich zu Dumpingpreisen mit der Option ein eigenes Türmchen auf dem Dach zu errichten. Aber dann gibt es sicher wieder Einwänder von der UNESCO oder dem Kardinal. So was konnte man ja nicht ahnen.