Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan-preis 2005

Architekturforum plan05 prämiert die besten Beiträge mit einem Preis.

Der plan-preis ging an die Projekte „Liebesentzug“ und „Wohnungslose bauen für Wohnungslose und andere“ Auszeichnungen erhielten die Projekte „alles Anders“ und „Raumtheorie – TheorieRaum“

Die Juroren Andreas Denk (Architekturkritiker und Redakteur bei „Der Architekt“), Dirk Melzer (Landschaftsarchitekt) und Christel Wester (Kulturjournalistin im Bereich Hörfunk) haben am 24.09.2005, dem zweiten Tag der plan05-Woche, an der von den Gesamtveranstaltern organisierten Jury-Rundfahrt teilgenommen. Nach der anschließenden gemeinsamen Beratung haben sie unter Berücksichtigung des Schwerpunktthemas „Wohnen“ eine Prämierung von mehreren vorbildlichen Architekturvermittlungsprojekten beschlossen, die im folgenden dargestellt und begründet wird. Die öffentliche Preisvergabe durch die Jury-Mitglieder und die plan-Initiatoren Kay von Keitz und Sabine Voggenreiter hat am 30.09.2005 um 22 Uhr im Museum Ludwig, dem plan05-meetingpoint, stattgefunden.

Laudatio der plan05-Jury

Die Jury des plan-preises hat sich entschieden, den Preis auch in diesem Jahr aufzuteilen – und zwar in zwei Auszeichnungen zu je 500 € und zwei Hauptpreise zu je 2.000 €.

Die erste Auszeichnung wird – allerdings unter Ausschluss des Jury-Mitgliedes Andreas Denk – an die Ausstellung RaumTheorie / TheorieRaum’ vergeben.

Die Ausstellung wurde (unter der Leitung von Prof. Uwe Schröder und Andreas Denk) von Studierenden des Fachgebietes Architekturtheorie an der Fachhochschule Köln konzipiert und umgesetzt.

„‚RaumTheorie / TheorieRaum’ – das klingt erschreckend trocken und ermüdend. Doch steigt man in den St. Clara-Keller unter dem Architekturbüro Kaspar Kraemer hinab, so hat man den Eindruck, in einer Schatzkammer der Architektur gelandet zu sein, einem geheimen Archiv des Architekturwissens. Die klare Struktur der Ausstellung lässt sofort das Konzept erkennen. Die Studierenden haben zitierte Architekturtheorien, von Gottfried Semper bis Gernot Böhme, in Modellen versinnbildlicht und auch ‚versinnlicht’. Die rätselhaften Modelle in weichem Licht an historischem Ort wirken geradezu magisch. Und dies überträgt sich auf die titellosen grauen Kladden, in denen die Studierenden die Raumtheorien interpretiert haben und die sich im Lichtspot hinter den Modellen befinden. Man verlässt den ‚TheorieRaum’ nur sehr ungern.“

Die zweite Auszeichnung geht an Lola Meyer und Kai Dolata für ihren Dokumentarfilm ‚alles Anders’.

„In diesem Film haben die beiden den Traum vom Eigenheim erforscht. Dazu haben sie sich zwei Kölner Siedlungen ausgesucht, die kaum gegensätzlicher sein könnten: den Egelspfad in Müngersdorf und den Heckpfad in Weidenpesch. Am Egelspfad bauten die Reichen auf großzügigen Grundstücken, am Heckpfad die Armen auf kleinen Parzellen. In beiden Siedlungen aber konnten sich die Bauherren ganz individuell verwirklichen – und zwar deshalb, weil es kaum oder keine Bauvorschriften gab. Am Egelspfad hatte die Stadt die Gesetze gelockert, der Heckpfad dagegen ist eine wilde Siedlung in einer ehemaligen Kleingartenanlage. Umso so verblüffender sind die Gemeinsamkeiten, die Lola Meyer und Kai Dolata in ihrem Film herausgearbeitet haben. So haben sie eine kleine Typologie des Häuslebauers geschaffen, die uns restlos begeistert hat.“

Der eine der beiden Hauptpreise geht an die Initiative ‚Bauen Wohnen Arbeiten’ für ihr Projekt ‚Wohnungslose bauen für Wohnungslose und andere’.

„Im Rahmen dieses Projektes entsteht auf einem ehemaligen Kasernengelände in Köln-Ossendorf ein neues soziokulturelles Zentrum, in dem Wohnen und Arbeiten miteinander verbunden sind und das vielen, die hier leben, eine wirtschaftliche Existenzgrundlage bietet. Wir finden, dass dieses Projekt Unterstützung verdient. Dennoch haben wir den plan-preis hier nicht unter der Hand in eine caritative Spende umgewandelt. Die Initiative erhält diese Auszeichnung für ihre hervorragenden Führungen, in denen sie ihr Projekt während der plan-Woche der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Durch ihre engagierte und überzeugende Informationsarbeit hat sie die zentrale Bedeutung von Stadt- und Wohnraumgestaltung besonders bewusst gemacht.

Wir gratulieren zu dieser beispielhaften Vermittlungsarbeit.“

Der zweite Hauptpreis geht an das Projekt ‚Liebesentzug’ von Jörg Rekittke und Andreas Fritzen.

„Viele plan-Projekte zum Thema Wohnen haben sich in diesem Jahr mit dem ‚Anti-Wohnen’, dem ‚Nomadisieren’, ‚Andocken’ und ‚Besetzen’ beschäftigt, keines jedoch so konsequent wie das Projekt ‚Liebesentzug’. Architekturstudierende wurden aufgefordert, sich für ein Experiment zu bewerben, bei dem es um eine Woche des Nicht-Wohnens geht. Und so nomadisierten zwölf Probanden – in der Mehrzahl Frauen – mit dem Nötigsten in einer Umhängetasche durch die Stadt und erlebten zwölf Geschichten. Für uns war die Vorstellung spannend, selbst in dieser Situation zu sein und zu überlegen, was wir tun würden. Wir kamen zu zwei Erkenntnissen:

1. Das Fehlen einer festen Station, einer festen Wohnung hat nichts mit Freiheit zu tun. Umgekehrt hat das Vorhandensein eines ‚Zuhauses’ nichts mit Lähmung zu tun.

2. Der Umgang mit undefinierten Zeiträumen ist mindestens genauso schwierig wie der Umgang mit undefinierten Wohnräumen. Einen ‚Liebesentzug’ erlebt auch, wer nicht mehr weiß, mit wem oder mit was er seine Zeit verbringen soll.

Zu diesem gelungenem Experiment gratuliert die plan-Jury allen Beteiligten.“

Informationen zu allen Projekten unter plan-project

Geske Houtrouw
plan project

Bild Urkunde

Bild Liebesentzug

Liebesentzug – ein Projekt von Jörg Rekitkke und Andreas Fritzen