Neugierige Blicke vorbeieilender Passanten, zeigende Finger kleiner Kinder, staunende Gesichter – Stefan Eberstadts „Rucksack House“ wirkt.
Das Konzept ist einfach
„Steck einfach etwas Raum dran.“ Um genau zu sein: neun Quadratmeter zusätzlichen Raum. Wie der Name schon sagt, funktioniert das Rucksack House ähnlich dem Prinzip des Rucksacks, der mit Gurten an seinem „Wirt“ hängt und einen eigenen, abgeschlossenen Raum für persönliche Dinge schafft.
Flexibel und mobil
Als Raumerweiterung kann das Rucksack House einfach vor die Fassade eines Wohnhauses gehängt werden. Über eine Treppe gelangt man dann durch die ursprüngliche Fensteröffnung vom Inneren der Wohnung in den zusätzlich gewonnenen Bereich.
Und dann hängt man da. Im Freien, zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum. Irgendwo dazwischen. Die ersten vorsichtigen Schritte – „hält das denn auch?“ – ein ängstlicher Blick zurück und dann – der Blick nach unten. Da die Wände des Rucksack Houses an allen fünf Seiten von verschieden großen Übereck-Fenstern aus Plexiglas durchbrochen sind, kann man den Passanten geradezu auf den Kopf spucken oder aber die vorbeiziehenden Wolken beobachten: Freiheit pur. „Ich genieße es, einfach nur auf dem Boden zu sitzen, um den offenen und klaren Raum zu genießen und mit der Umgebung außen zu verschmelzen, die durch die verschiedenen Fenster herein tritt“, der Künstler gerät ins Schwärmen.
plan die Zweite
Bereits im letzten Jahr hatte Stefan Eberstadt sein Konzept bei der plan04 vorgestellt. Mit Unterstützung des Ministeriums für Bauen und Verkehr NRW konnte dies nun realisiert werden. Die Konstruktion ist so einfach wie das Konzept: Der aus verschweißten Eisenvierkantrohren hergestellte Skelettbau dient als Grundgerüst. Die Außenhaut besteht aus witterungsbeständigen Furnierschichtplatten, die Wände im Innenraum sind aus Seekiefer-Sperrholz gefertigt. Das Ganze wird von einem Autokran hochgehoben und mit Hilfe von vier Dornen in die vorgefertigten Löcher der Hausfassade gesteckt. Wie ein Rucksack hängt die Box an Stahlseilen, welche dann nur noch an der Wand verankert werden müssen. Und fertig ist der zusätzliche Raum.
Aber ist das Rucksack House wirklich nur ein „Raum“? Ist es denn nicht viel mehr? Eine Skulptur? Kunst? Stefan Eberstadt bewegt sich mit seinen Projekten immer dazwischen. Mit seinem bildhauerischen Ansatz befindet er sich irgendwo zwischen Kunst und Architektur, zwischen Form und Funktion. Wer mehr von Stefan Eberstadt sehen möchte, sollte in der Galerie Fiedler, Lindenstr. 19, 50674 Köln vorbeischauen.
Als eines der Highlights hängt das Rucksack House in der Aachener Str. 60-62 in der Kölner Innenstadt.
Natalie Gemmrig
Öffnungszeiten Rucksack House:
noch bis zum 30.09.2005, 13-21 Uhr
Informationen:
Stefan Eberstadt, Tel. 089-167098, stefan.eberstadt@adbk.mhn.de
2 Kommentare
soviel ich weiß, wurde das gleiche konzept mal vor jahren in der 25 jahre schöner wohnen vorgestellt – also nichts neues!!!!
ich teile voll und ganz deine meinung zu diesem haus_skulptur_design…