Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Alles wird gut !

Der Grundstein ist gelegt für das ‚Kulturforum am Neumarkt‘! Begonnen wird allerdings erst einmal mit der letzten von zahllosen Änderungen.

Bis zum November diesen Jahres, gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, wird das „Kölner Loch“ also zunächst mit einer zweigeschossigen Tiefgarage mit 322 Stellplätzen gefüllt – bezahlt von einem privaten Investor und entworfen vom Kölner Architekturbüros Wittkowski & Partner. Ab dem Frühjahr 2006 soll auf diesem Sockel dann der Rest des Kulturforums entstehen. Hoffentlich. Denn schließlich liegt der Entschluß des Rates der Stadt Köln zum Bau eines Kulturforums schon knapp zehn Jahre zurück und reichlich Wirrnisse dazwischen.

Den im Jahr 1996 – vielleicht vorschnell – europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb mit 239 Teilnehmern konnte das Braunschweiger Architekturbüro Schneider + Sendelbach für sich entscheiden. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Meinhard von Gerkan begründete seine Wahl damals so: „Konzeptionell entwickelt der Entwurf einen neuen Typus Museum mit gestalterisch und architektonisch hochwertigen Qualitäten. Die gewählte Gestalt des neuen Museums zur Cäcilienstraße ist in der Gesamtgliederung des Baukörpers, im Ausdruck und Proportion der Fassade gut gelöst. Aus der Gliederung in drei unterschiedliche, gut proportionierte Köpfe resultiert eine wahrnehmbare Kraft, das Museum mit Würde und Ausstrahlung im Stadtbild zu präsentieren und bis zum Neumarkt wirken zu lassen. Die Idee der eingeschnittenen Fugenräume trägt und entwickelt zusätzlich eine sinnvolle Richtung zur Leonhard-Tietz-Straße.“

Einige Jahr später…

Zahllose Nutzungsänderungen und Proteste aber verhinderten eine pünktliche Fertigstellung des Komplexes zum hundertsten Geburtstag des Rautenstrauch-Joest-Museums. So kritisierten die zukünftigen Nutzer, daß der trotz ihres Gegenvotums siegreiche Entwurf „strukturell so wenig geeignet für eine multifunktionale Nutzung“ sei.. Der Kölnische Kunstverein zeigte wenig Begeisterung ob der Aussicht, in den Keller des Hauses ziehen zu müssen. Ein Kammermusiksaal sollte zeitweise das Nutzungskonzept abrunden und eine ganze Reihe prominenter Kulturschaffender wandte sich schließlich lautstark gegen den Abrisses der bestehenden Josef-Haubrich-Kunsthalle.

Nach endgültiger Festlegung der Nutzer soll, neben dem Areal um das Römisch-Germanische Museum, das Museum Ludwig und die Philharmonie, hier nun „mit der Integration von Rautenstrauch-Joest-Museum und Ausstellungsflächen für zeitgenössische Kunst eine weitere, dichte Kulturinsel entstehen, die eine Bereicherung und Investition für die Kulturstadt Köln sein wird.“

Für insgesamt 61,3 Mio. € erhält nun etwa die benachbarte Volkshochschule einen etwa 300 Personen fassenden „Forums-Saal“, der Museumspädagogische Dienst für seine Bildungsarbeit in allen acht städtischen Museen sowie für seine wissenschaftlichen Einrichtungen ca. 790m² Bürofläche. Die Josef-Haubrich-Kunsthalle kann auf einer Ausstellungsfläche von ca. 1.350m² an seine lange Tradition anknüpfen und dank der baulichen Anbindung wird das Museum Schnütgen um 1.910m², davon 330m² für Ausstellungen, an Größe zulegen.

Den Architekten das Wort

Hauptnutzer aber wird mit einem guten Viertel der Gesamtfläche von 23.500m² das Rautenstrauch-Joest-Museum. Die 65.000 Objekte, 100.000 historisch-ethnographischen Fotografien und die überregional bedeutende Fachbibliothek mit 40.000 Bänden werden vom hochwassergefährdeten „Stadtrand“ ins Zentrum umziehen.

Für die Architekten wird „die massive Ausbildung des Gebäudes vom Typus und Charakter der dort einziehenden Museen bestimmt und entspricht dem Sicherheitsaspekt. Das Grundgerüst ist aus Beton gefertigt. Die Fassadenhaut bildet, als Verweis auf die Römische Geschichte der Stadt Köln, mit einem im Ringofen gebrannten Stein die Konturen des Mauerwerks ab. Die Innenwände werden entsprechend dem Ausstellungscharakter verputzt.

Für den Neubau des Museum Schnütgen wurde eine gläserne Hülle vorgeschlagen, die ein Vorhängen der Kirchenfenster-Exponate im Innenraum und die damit verbundene Betrachtung unter Tageslichtbedingungen zuläßt. Dieser halbtransparente Baukörper gewährleistet tagsüber eine Durchlässigkeit zur Cäcilienkirche und schimmert nachts in den Farben der im Innenraum illuminierten Kirchenfenster-Exponate.

In den Fugen [zwischen den Baukörpern] dominieren die Kontraste zwischen warmen Erdtönen des Wittmunder Klinkers zu den kühlen Grün- und Grautönen von Sichtbeton- und Glasoberflächen. Auch in der Oberflächenstruktur kontrastieren rauher Stein und glatte Materialien spannungsreich zueinander. Diese Materialität wird in den Details durch filigrane Stahlbaukonstruktionen bei Fassaden und Brüstungen sowie atmosphärisch angenehmen Holzoberflächen bei Handläufen und Ausbauten ergänzt.“

In geschätzten dreieinhalb Jahren werden Kritiker und Förderer des Projekts sich dann über ganz konkrete Details streiten können.

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->Der Blick von unten

Ulrich Grützner

KaN 2 Schneider Sendelbach

Nord-Ansicht. ‚Der Gebäudekubus ist in Schichten, in Nord-Süd-Richtung, orthogonal zur Cäcilienstraße erlebbar. An der Nordfassade bilden sich drei lineare Baukörper ab. Der Kubatur inhaltlich folgend, zeichnet sich die funktionale Verteilung ab.‘

Grafik: Schneider + Sendelbach

KaN 3 Schneider Sendelbach

‚Die Ostfassade ist durch die Hintergrundkulisse der Cäcilienkirche beeinflusst und reagiert mit geöffneten Foyer- und Öffentlichkeitsbereichen. Die Verwaltung in den Obergeschossen wird über lineare Einschnitte in der Fassade belichtet.‘

Grafik: Schneider + Sendelbach

KaN 4 Schneider Sendelbach

Im Erdgeschoß des mittleren der drei Baukörper befindet sich die Josef-Haubrich-Kunsthalle, der östliche nimmt Gastronomie, Museumsshop, Empfang und Information auf. Forums-Saal, Bibliothek und Museumspädagogischer Dienst sind im südlichen Bauteil zusammengefaßt.

Grafik: Schneider + Sendelbach

KaN 5 Schneider Sendelbach

Grundriss 2.OG: Die Ausstellungsbereiche des Rautenstrauch-Joest-Museums sind ebenenübergreifend (EG – 2. OG) in zwei Baukörpern untergebracht.

Grafik: Schneider + Sendelbach

KaN 6 Schneider Sendelbach

Schnitt. ‚Die innere Erschließungsführung verläuft linear zu den Baukörpern. Von der Cäcilienstraße führt eine Stufenanlage auf das Niveau der Haupterschließungsebene des Museumszentrums. Von hier aus betritt der Besucher die zentrale Eingangshalle.‘

Grafik: Schneider + Sendelbach

KaN 7 Schneider Sendelbach

Schnitt. ‚Im Inneren des Gebäudes bilden sich die einzelnen Ausstellungsorte zum Foyer differenziert ab. Ein- und Ausblicke werden gezielt geführt, die Orientierung zum Ganzen gewahrt. Eine Verzahnung zwischen Innen und Außen erweitert die räumliche Orientierung im Museumsneubau.‘ Grafik: Schneider + Sendelbach

2 Kommentare

Schade, dass die Politik -insbesondere die wechselnden Führungen – den Bau immer und immer wieder verzögerten und so dieses hässliche Loch erst ermöglichten. Gut, dass dies nun endlich ein Ende hat (bzw. jetzt endlich einen Anfang hat, so ironisch das klingen mag) und der architektonisch hervoragende Bau die Stadt Köln um eine Sehenswürdigkeit reicher machen wird.

Meiner Meinung nach, hätte man den neuen Bau wesentlich sensibler an die vorhandene romanische Bebauung anpassen müssen. Jetzt wirkt es doch alles etwas „abgeschnitten“. Die Bebauuung des 19. Jahrhunderts an gleicher Stelle, mit ihrer Hofsituation war einfühlsamer.