Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Stadtplanertag 2005

Stadtplanung in Zeiten des Wandels

Der zweite Stadtplanertag der Architektenkammer am 10. Juni 2005 im Haus der Architekten griff auf, was das Berufsbild schon lange beschäftigt.

Die Stadt verändert sich, die Strukturen mit ihr, das Berufsbild des klassischen Stadtplaners reagiert – muss auf diesen Wandel reagieren. Wie auch für den Architekten erschließen sich für den Stadtplaner neue Aufgaben: Management, Organisation, Kommunikation – sind nur einige der zukünftigen Tätigkeitsfelder, die der Fachrichtung berufliche Perspektiven eröffnen. Prof. Peter Zlonicky, erfahrener Architekt und Stadtplaner, verbreitet Optimismus. „Wir müssen die Krisen als Chancen betrachten! Das war doch schon immer so. Aus der Erdölkrise entstand die Vernetzung und Kooperation von Stadt- und Verkehrsplanern, die schrumpfenden Städte stellten uns vor große Herausforderungen – es gibt so viele Beispiele dafür, dass Planung durch Krisen immer lebendiger geworden ist.“ Zlonicky spannt den Bogen durch die Geschichte, unterhält und motiviert. Als gutes Beispiel nennt er die Stadt Leipzig und ihr „kreatives Milieu“. Denn gerade durch die weichen Standortfaktoren wie Kunst und Kultur, werden hier die Investoren angezogen. „Lasst uns lieber in Köpfe, als in Steine investieren! Wir Stadtplaner müssen wegkommen vom klassischen Denken und lernen, Verfahren zu gestalten, zu moderieren und Dialoge zu führen.“

Wandel als Chance?

Was Zlonicky in den Raum warf, griff Kay Noell, Ministerialrat im (noch-)Städtebauministerium auf: „Es wird immer weniger öffentliche Förderung geben. Dieses Geld müssen wir radikaler einsetzen.“ Binsenweisheiten, aber das weiß Noell auch selbst. Er appellierte für ein ökonomischeres Denken, für eine Kooperation mit der Wohnungswirtschaft. „Ein Stadtplaner muss die Sichtweise eines Investors miteinbeziehen. Umdenken ist gefragt. Legen Sie Ihre Vorurteile gegenüber den Investoren ab.“

Ein guter Ansatz. Beim Blick in den Raum und auf die Teilnehmerliste stellte man sich aber eine Frage: Wo sind die Investoren? Und die Projektentwickler? Architekt Dr. Reiner Götzen versuchte später als Projektentwickler zu den Zuhörern zu sprechen. Das Interesse und die Konzentration schienen zu schwinden. Die Unruhe im Publikum zu steigen. Vielleicht ist die Situation der heutigen Stadtplaner doch nicht so hoffnungslos. Vielleicht sind diese ja doch nicht an einer Zusammenarbeit mit anderen Berufsbildern interessiert. Oder ist die Angst vor Konkurrenz zu groß? Reine Vermutungen.

Punkten!

„Was haben Sie denn inhaltlich mitgenommen an diesem Stadtplanertag?“ Die Antworten stimmen traurig. „Der einzige Grund, warum ich hier bin, ist die Teilnahmebestätigung“, so ein Teilnehmer. „Ich bekomme zwei Punkte für diesen Nachmittag, wissen Sie. Und außerdem treffe ich viele bekannte Gesichter und Kollegen.“ Ernüchternde Aussagen wie diese waren unter den 300 anwesenden Stadtplanern und Stadtplanerinnen keine Seltenheit am vergangenen Freitag. Eigentlich gar nicht so ungeschickt von der Architektenkammer, Ihre eigene Veranstaltung mit Weiterbildungspunkten zu belohnen – eine hohe Teilnehmerzahl war so garantiert. Nur hatte die Kammer wohl selbst nicht mit solch einer Masse gerechnet oder geplant. Der für 170 Personen ausgelegte Saal entpuppte sich als viel zu klein, die Beschallung ins Foyer als äußerst unzureichend und der Kaffee in der Pause für diese Personenanzahl als falsch kalkuliert – um nur einige organisatorische Details zu nennen. „Die Veranstaltung ist kostenlos – da erwarte ich diese Perfektion auch gar nicht“, die Teilnehmer nahmen es gelassen, die Teilnahmebestätigung in der Tasche.

Natalie Gemmrig

Stadtplanertag_Referenten

Die Referenten (von li nach re): Westerheide, Hahn-Witte, Zlonicky, Götzen

Stadtplanertag_Pausengespraeche

Pausengespräche: Stadtplaner unter sich