Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Epizentren der Peripherie

stadt.bau.raum präsentiert den deutschen Beitrag zur 9. Internationen Biennale Venedig 2004

„Wo ist zu Hause? Meine Fahrt nach Hause führt vorbei an Wäldern, Eigenheimsiedlungen, Ackerflächen, Industriehallen, Trafohäuschen, Einkaufszentren, Strommasten, (…) und grasenden Schafherden. Die Heimfahrt endet bei meinem Elternhaus, in Langhagen, am Rand von Hannover. (…) Kaum ein Ort dürfte zugleich nichts sagender und doch so bedeutsam sein wie mein Heimatort. Langenhagen ist prototypisch für das, was sich überall in Deutschland finden lässt. Zu Hause ist überall.“ (Kai Vöckler)

Demographische Veränderungen, wirtschaftlicher Wandel, städtische Transformationen – sprawl, Zwischenstadt, Un-Orte: Seit Jahren sind Architekten, Planer und Stadttheoretiker damit beschäftigt, mit Worten auszumessen, was überall sichtbar ist:

DEUTSCHLANDSCHAFT

Der von Generalkommissarin Francesca Ferguson entwickelte deutsche Beitrag zur 9. Internationalen Architekturausstellung Biennale Venedig 2004 begeisterte nicht nur die deutsche Presse. „One of the Biennale’s most interesting exhibitions“ schreibt das Wall Street Journal. „Mit Abstand der beste Beitrag der diesjährigen Architektur-Biennale“ lobte die Financial Times Deutschland. Der Einladung der Initiative StadtBauKultur folgend, wurde die DEUTSCHLANDSCHAFT nun für den stadt.bau.raum Gelsenkirchen konzipiert, um die Auseinandersetzung mit „Epizentren der Peripherie“ in Deutschland weiterzuführen.

„Das stimmt doch gar nicht“ mag sich der Besucher im ersten Moment denken: „Das b&k+ Haus steht doch gar nicht so nah an der von Manuel Herz geschlossenen Baulücke …“. Auf den zweiten Blick wird klar: Was hier auf einem Bild versammelt ist, ist die Crème de la crème der aktuellen, deutschen Architektur. Der Besucher reist durch die DEUTSCHLANDSCHAFT, von Stuttgart über Köln nach Hamburg. Nein, von Ostfildern bei Stuttgart über Köln-Riehl, Großnöbach, Tannhausen, Eichstätt, … bis nach Hamburg. Die 80 Meter lange Photocollage zeigt Projekte der Randzonen, Vorstädte, Restflächen und deindustrialisierten Gebiete. Und lenkt so den Blick bewusst von den urbanen Zentren auf die kleinen und peripheren Orte. Viele Projekte wurden noch nie in Architekturzeitschriften veröffentlicht, waren „vom architektonischen Mainstream unbeachtet“ (Francesca Ferguson). Denn es sind oft alltägliche Einfamilienhäuser wie das von Björn Severin oder von Heide von Beckerath Alberts Architekten, die, indem sie das Gewöhnliche miteinbeziehen oder neu aktivieren, Wirkung erzielen. „Architektur kann begeistern, wenn sie die banalen und bescheidenen Strukturen um uns herum verändert“, weiß Francesca Ferguson und stellte unter diesen Gesichtspunkten eine Auswahl an Architektur zusammen, die den Besucher auf eine außergewöhnliche Reise schickt.

Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit? Eigentlich nichts. Für meine Reise durch die DEUTSCHLANDSCHAFT brauche ich kein Hemd zum Wechseln und keine Zahnbürste. Und was gibt es zu sehen auf meiner Reise durch die DEUTSCHLANDSCHAFT? Wie das Wort schon sagt: Deutschland und Landschaft. Aber nicht nur das – ich stoße unterwegs auf Optimismus, geistige Beweglichkeit, Experimentierlust, Intelligenz, Ironie und Fantasie. Auf eine junge Generation deutscher Architekten, die mit dem Alten brechen, neue Ansätze verfolgen und die Deutschland im internationalen Architekturdiskurs wieder ganz nach vorne bringen können.

Die Ausstellung ist noch bis zum 14.04.2005 zu sehen

Ausstellungsort:

stadt.bau.raum, Boniverstr. 30, 45883 Gelsenkirchen

Öffnungszeiten:

Mi – Fr, 15.00 bis 19.00 Uhr, Sa + So 13.00 bis 17.00 Uhr und auf Anfrage unter 0209-31981-19

Vortragsabend:

„Architektur: zu Hause im White Cube?“

12. April 2005, 19.00 Uhr

Moritz Küng (Kurator deSingel, Antwerpen), Regina Bittner (Kuratorin, Stiftung Bauhaus), Merlin E. Bauer (Kulturproduzent, Köln) und Francesca Ferguson diskutieren die verschiedenen Vermittlungsformen von Architekur.

Natalie Gemmrig

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Die 80 Meter lange Photomontage schlängelt sich durch den Ausstellungsraum im stadt.bau.raum.

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Sitzbank, Bücherregal und Teil der Ausstellung – das Design kommt von Burger Koch Architektur, Berlin.

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Die Deutschlandschaft auf der Biennale in Venedig begeisterte ihre Besucher.