BDA-Veranstaltung zum Thema am 31.1.2005 in Köln
Der Buchtip zu Weihnachten:
Wann haben Sie das letzte Mal etwas über Architektur in der Presse gelesen? Einen Talk zum Thema aktueller Stadtplanung im Fernsehen verfolgt? „Architektur ist auch heute noch kein kulturell anerkanntes Thema, gleichwertig mit Literatur, Musik oder bildender Kunst“, so das Résumée des Architekturkritikers Gert Kähler. Seine Sorge ist berechtigt: Selten berichten Tageszeitungen über den Neubau einer Grundschule oder den jüngsten Wettbewerbsgewinn eines örtlichen Architekturbüros. Da müsste schon der Handwerker vom Dach fallen, der Bauherr Steuern hinterziehen oder der Architekt Frank O. Gehry heißen.
Der Wunsch, Architektur wieder als einen gewichtigen Teil des kulturellen Diskurses neu zu verankern, wird nicht von alleine in Erfüllung gehen. Hier sind vor allem die Architekten selbst gefragt. Denn um heute am Markt zu bestehen und in den Medien mitreden zu können, braucht es gezieltes Marketing und professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Obwohl PR schon in vielen Büros zum Tagesgeschäft gehört, gibt es immer noch Architekten und Planer, die Imagepflege für einen zeitraubenden und teuren Luxus halten. Doch die bildet eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Akquisition.
Als Leitfaden und Praxis-Handbuch versteht sich hier das neu erschienene Buch „Offensive : Architektur“ von Frank Peter Jäger. Mit 192 Seiten ist es das bisher umfangreichste Werk, das in letzter Zeit im Bereich Architektur und Marketing auf den Markt gekommen ist. Anhand zahlreicher Beispiele, Checklisten und Interviews erfährt der Leser alles über kundenorientierte Kommunikation, über Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit und erhält wertvolle Hinweise zur Gestaltung von Bürounterlagen, Internetseiten und für die Veranstaltungsplanung. Denn mit ein paar Visitenkarten oder einem neuen Briefpapier ist es leider nicht getan – ein Marketingkonzept sieht anders aus. „Offensive : Architektur“ nimmt den Laien an die Hand: Wo liegen meine Stärken? Was könnte in meinem Büro noch ausgebaut werden? Der Leser merkt schnell, wie aufwendig und zeitintensiv, aber auch, wie effektiv Öffentlichkeitsarbeit aussehen kann.
Beiträge von Wilfried Dechau, Eva Reinhold-Postina oder Rolf Toyka öffnen dem Architekten die „anderen Seiten des Schreibtisches“; zeigen, wie der Redakteur einer Fachzeitschrift oder einer Tageszeitung Architektur erlebt. Denn erst, wenn der Architekt deren Arbeitsweisen versteht, kann er gezielt darauf reagieren. Es muss nicht gleich ein Arbeiter vom Dach fallen – vielleicht reicht es schon, etwas mehr Menschlichkeit ins Spiel zu bringen, damit das Interesse der Redakteure und ihrer Leser geweckt wird.
Ein ausführliches Kapitel ist den Themen Architektur und Internet gewidmet. Die Vorzüge einer guten Homepage liegen auf der Hand: Sie ist kostengünstig, flexibel und weltweit einsetzbar. Doch auch das Basteln eben dieser will gelernt sein: Was nervt, was lohnt, ist Flash wirklich notwendig? Im Interview mit Barbara Schlei und Sebastian Hebler, den Machern von koelnarchitektur.de, findet der Leser die Antworten.
Der Herausgeber von „Offensive : Architektur“, Frank Peter Jäger, studierte selbst einmal Architektur und Stadtplanung – heute ist er Architekturjournalist und Marketing-Berater und Autor für Stadtplanungs- und Architekturbüros. Mit seinem Buch gibt er Architekten und Planern, die ihr eigenes Profil und ihre Stellung am Markt nachhaltig ausbauen wollen, nicht nur einen guten Vorsatz, sondern vor allem das nötige Werkzeug mit auf den Weg ins neue Jahr. Und was gibt es Schöneres, als einen Werkzeugkasten unter dem Weihnachtsbaum …?
„Offensive : Architektur“, herausgegeben von Frank Peter Jäger, 192 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Format: 17 cm x 22,8 cm, broschiert, 25 Euro; erschienen im jovis Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-931321-42-8
Natalie Gemmrig
