Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

UNESCO verlangt Änderung des Hochhauskonzepts

Droht ‚eine Blamage für ganz Deutschland‘?

Der Kölner Dom war vergangenen Mittwoch das Thema in der Stadt der Liebe. Nachdem im Juli diesen Jahres die UNESCO den Kölner Dom auf die „Rote Liste“ des gefährdeten Welterbes gesetzt hatte, traf am 8. Dezember Oberbürgermeister Fritz Schramma auf Einladung von Hans-Heinrich Wrede, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der UNESCO und Vorsitzenden des UNESCO-Exekutivrates, mit dem Welterbekomitee in Paris zusammen. Auch Dr. Michael Vesper, Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Birgitta Ringbeck, Delegierte der Kulturministerkonferenz beim Welterbekomitee, und Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner waren mit dabei in Paris. „Wenn die Stadt an ihren bisherigen Plänen festhält, ist das Risiko sehr groß, dass die Kathedrale im nächsten Sommer den Status des Weltkulturerbes verliert“, sagt UNESCO-Sprecher Dieter Offenhäußer. „Und das wäre nicht nur eine Blamage für Köln, sondern für ganz Deutschland – ein absoluter Imageverlust.“ Erstmals wurde am 5. Juli 2004 ein Kulturdenkmal aus Deutschland in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Das Welterbekomitee der UNESCO begründete diese Entscheidung durch die Gefährdung der visuellen Integrität des Doms und der einzigartigen Kölner Stadtsilhouette durch die Hochhausplanungen auf der dem Dom gegenüberliegenden Rheinseite. Seitdem sucht eine Arbeitsgruppe nach dem Ausweg.

Die Forderungen der UNESCO

„Substantiell entgegenkommen“ müssten die Kölner jetzt, so Offenhäußer nach den Gesprächen in Paris. Konkret heißt das: Die Stadt Köln muss ihren Bericht überarbeiten, ein neues Sichtachsengutachten erstellen und die Pufferzonen um den Dom ausweiten – das gesamte Hochhauskonzept müsste geändert werden. „In Höhenmetern oder Abstandflächen lässt sich das noch nicht ausdrücken – das ist ja Aufgabe der gegründeten Arbeitsgruppe. Es geht darum, dass der Dom als stadtbildprägend erhalten bleibt“, erläutert Offenhäußer. Oberbürgermeister Fritz Schramma reiste trotzdem positiv gestimmt aus Paris ab: „Es gibt auf beiden Seiten Bereitschaft aufeinander zuzugehen. Wir sind auf großes Verständnis dafür gestoßen, dass es schwierig ist, die Balance zwischen Konservieren und Entwickeln zu halten.“ Schramma will den Dom als Weltkulturerbe und dessen „prägende Rolle für das Stadtbild“ erhalten und gleichzeitig „modernen Wandlungsprozessen auch in der Stadtgestalt folgen“. „Ich frage Sie um Rat, wie eine Stadt, die ernsthaft um ihr historisches Erbe bemüht ist, modernen Wandlungsprozessen auch in der Stadtgestalt folgen kann“, so Schramma zu den Vertretern der UNESCO.

Und wie geht’s weiter?

Was mit dem geplanten Ensemble von vier Hochhäusern direkt am Deutzer Bahnhof geschieht, ist jetzt unklar. Für eines davon, den „Jahn-Tower“ südlich der Gleise, hat das Baudezernat schon Planungssicherheit zugesagt. Im Umfeld der Pariser Gespräche wurde aber schon überlegt, auf zwei Hochhäuser zu verzichten, was einer Kompromisslösung gleich kommen würde. Kulturminister Michael Vesper versicherte, in der Zukunft sensibler vorzugehen – eine Großstadt wie Köln müsse allerdings das Recht auf Entwicklungsmöglichkeiten haben. Mit einem unabhängigen Gutachten ist die Stadt Köln einverstanden und man sei auch bereit, eine Pufferzone zu errichten. Aufgrund dieses Gutachtens müsse man klären, „wie sich dieser Begriff definieren lässt“.

Die Entscheidung

Ende Januar muss die Arbeitsgruppe der Stadt Köln der UNESCO ihren Bericht vorlegen. Die Entscheidung über den Verbleib des Kölner Doms auf der Welterbeliste trifft die UNESCO im Sommer 2005.

Natalie Gemmrig

Dom Turm

Dom Turm 02

5 Kommentare

Man sollte die UNESCO nicht allzu ernst nehmen und keinesfalls nachgeben!!! Schließlich wurde der Dom als solches in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und nicht irgendwelche Stadtansichten/Blickwinkel auf den Dom!

Die Unesco sollte die Stadt lieber finanziell unterstützen um die Domplatte komplett sanieren zu können! Die Hochhäuser in Deutz werden in ausreichendem Abstand zur Kathedrale gebaut und werden auch eine moderate Höhe haben. Eine moderne Skyline in Deutz kann das Stadtbild eigentlich nur aufbessern, es gibt genügend andere Dinge in dieser Stadt zu tun.

die stadt köln sollte sich auf keinen fall von ihren vorhaben, im rechtsrheinischen die geplanten tower zu errichten abbringen lassen. köln muß, wie jede andere bundesdeutsche großstadt auch, die möglichkeit haben, sich zeitgemäß weiter zu entwickeln und auch für investoren interessant bleiben.

eine moderne skyline in deutz kann das stadtbild wirklich nur aufwerten, wie man das jetzt schon beim fertig gestellten triangle-tower sehen kann.

den dom aus diesen gründen auf die „rote liste“ zu setzen ist einfach lächerlich, da diese ganzen veränderungen dem dom als solches absolut keinen abbruch tut.

ich kann nur hoffen, daß die stadt köln an ihren ursprünglichen plänen festhält.

Ich komme aus Frankfurt und kann Euch nur sagen, dass die Hochhäuser einer Stadt jede Identität nehmen. Die Glaspaläste sind völlig austauschbar, Köln, Bonn, Düsseldorf – das sieht bald alles gleich aus. Gerade Köln mit den vielen Kirchen sollte sich davor schützen.

Wenn man auf der A4 von Aachen her auf Köln zu kommt, hat man nicht das Gefühl, auf eine der ältesten Städte Deutschlands zu zufahren. Der Krieg hat der Stadt schon genug historische Identität zerstört. Man sollte nicht noch mehr auffällige Neubauten in das Stadtbild pflazen und es damit gänzlich zerstören!