Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Stiller Sieger

Peter Kulka gewinnt Architekturpreis NRW

Die Kölner wussten das natürlich schon immer, aber jetzt ist es amtlich: Gute Architektur in NRW heißt Architektur aus Köln!

Kölle Alaaf! Die Wahlgewinner

Der bereits zum dritten Mal vom BDA Landesverband Nordrhein-Westfalen ausgelobte „Architekturpreis NRW“ für herausragende Leistungen im Bereich des aktuellen Bauschaffens gibt die Bestätigung. 529 Arbeiten, die nicht älter als vier Jahre sein sollten, nahmen an den vorausgehenden regionalen Wettbewerben des BDA landesweit teil. 47 davon erhielten eine „Auszeichnung“ und gelangten in die Landesausscheidung. Die Jury, der unter anderem der Architekt Meinrad Morger aus Basel und Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturpublizist aus Berlin angehörten, vergab am 3. September neun Auszeichnungen. Mit Annette Hillebrandt, Peter Böhm, dem Büro Wiegmann & Trübenbach, Kulka und Pichler und Johannes Schilling waren gleich fünf Kölner Büros unter den ausgezeichneten Arbeiten. Bis zum 11. November konnten sich dann die rund 1000 BDA-Mitglieder in einem schriftlichen Wahlverfahren aus den nominierten Arbeiten für den diesjährigen „Architekturpreis Nordrhein-Westfalen“ entscheiden. Morgens wurde ausgezählt und abends hieß es dann „… and the winner is …?“

Das Haus der Stille

340 Gäste fanden trotz Karneval am Donnerstagabend den Weg ins Stadtmuseum Düsseldorf, um die Preisverleihung live zu erleben. Die Kölner Architekten Kulka und Pichler freuten sich über ihren Gewinn. Überraschend? „Natürlich hatten wir es erhofft, wir haben uns auch Chancen ausgerechnet, fifty-fifty könnte man sagen“, so Konstantin Pichler im Gespräch. Es gibt kaum ein Projekt von Kulka und Pichler, das keinen Preis hat. Wie geht das? „Wir reichen bei Wettbewerben meist immer alle Projekte ein. Und in der Regel gewinnen wir dann mit einem davon.“ Auch das „Haus der Stille“ hat seit seiner Fertigstellung im Jahr 2001 schon einige Preise eingeheimst. Zu erwähnen sind da vor allem der „Betonpreis 2003“ und eine Anerkennung beim „Deutschen Architekturpreis“.

Mit der Reduzierung auf das Minimum konnte das „Haus der Stille“, das Gästehaus der Benediktiner Abtei Königsmünster in Meschede, die fünfköpfige Jury überzeugen: „Nur Fläche und Raum, nur Betonwand und lichtes Glas, so empfängt das Haus den Besucher und vermittelt ihm eindringlich, was er sonst vergeblich sucht: Stille. Die architektonische Aussage ist auf ein Minimum reduziert. Allenfalls die Raumfolge des Treppenhauses beschäftigt das Auge, vielleicht noch die Schalungslöcher und -fugen – und natürlich das Licht. Mit dem Haus der Stille hat Klosterarchitektur wieder zu frühmittelalterlicher Eindrücklichkeit gefunden.“

Gute Architektur kommt aus Köln. Wer diese sehen will, der fahre nach Düsseldorf…

Wer sich selbst von den Kölner Gewinnern überzeugen will, der muss nicht gleich nach Meschede, aber leider doch die Stadtgrenzen überschreiten. Bis zum 28. November sind die auf Landesebene beteiligten Arbeiten noch im Stadtmuseum Düsseldorf ausgestellt. Hier trifft der architekturinteressierte Besucher auf ein breites Spektrum aktueller Architektur. Viele Projekte wie das „Bürogebäude Gereonswall“ von Johannes Schilling oder auch das „Haus der Stille“ kennt man aus zahlreichen Veröffentlichungen. Unbekanntere Arbeiten erfrischen das Auge. Die Präsentation der Arbeiten ist nichts Besonderes, einem „Architekturpreis“ nicht gerade würdig: Die Arbeiten sind an die weißen Wände oder variable Holzstellwände gehängt. Auch fehlt jegliche zusätzliche Erklärung, die Juryentscheidungen sind – vor allem für den Laien – schwer nachvollziehbar. Schade. Natürlich finden sich weitere Informationen im Katalog „Baukultur in NRW 2005“, der vor Ort auch verkauft wird. 19,80 Euro sollte einem das allerdings wert sein.

Ruhm und Ehre

Dotiert ist der „Architekturpreis NRW“ übrigens nicht. Allein „Ruhm und Ehre“ gebühren den Gewinnern.

Letzte Frage an Herrn Pichler: Wem hätten Sie diesen Preis denn noch gegönnt? „Ganz klar, Johannes Schilling, dem hätte ich es gegönnt, der ist ein netter Mensch und er strengt sich sehr an.“ Schilling, so so, das ist doch auch ein Kölner. Man hält also zusammen, vor allem am Elftenelften.

Natalie Gemmrig

[i]Ausstellung: Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
11. – 28. November, Di – So 11 – 17 Uhr, Mi bis 21 Uhr, 2,50 Euro Eintritt[/i]

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Mit dem Haus der Stille, dem Gästehaus der Benediktiner Abtei Königsmünster in Meschede haben Peter Kulka und Konstantin Pichler den diesjährigen Architekturpreis NRW gewonnen.