Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Musikalische Dichte

Thomas van den Valentyn gewinnt Konzertsaalwettbewerb für Bochum.

Während in Köln noch pro oder kontra Konzertsaal diskutiert wird, ist der Konzertsaalwettbewerb in Bochum schon entschieden. Zum Sieger des von der Stadt Bochum ausgelobten Realisierungswettbewerbes – nach einem Auswahlverfahren nahmen 5 Architekturbüros teil – ernannte die Jury unter Vorsitz von Eckard Gerber, Dortmund das Kölner Büro van den Valentyn.

Aber auch in Bochum war es ein langer Prozess. Seit Harald Deilmanns Entwurf für den Bochumer Stadtpark, vor rund 30 Jahren, suchen die Bochumer Symphoniker eine eigene Spielstätte. Die Umsetzung des Entwurfes scheiterte an den knappen finanziellen Mittelen der Stadt. Nun soll das Haus auf dem ehemaligen Gelände der Krupp AG, im landschaftsarchitektonisch gestalteten Westpark, nordwestlich der kürzlich für Theateraufführungen sanierten Bochumer Jahrhunderthalle, entstehen.

Seit fast 100 Jahren spielen die Bochumer Symphoniker an unterschiedlichen Orten der Stadt. Der Wunsch nach einem eigenem Domizil wurde seit den sechziger Jahren an 15 verschiedenen Orten durchgespielt, erst jetzt ist die Realisierung in greifbare Nähe gerückt. Nicht das sich die finanzielle Situation der Stadt gegenüber den 60ziger Jahren verbessert hätte, doch inzwischen gibt es neue Finanzierungsmodelle. Über ‚Public Private Partnership’ will man potenzielle Investoren suchen um das Projekt realisieren zu können.

Lineare Struktur

Van den Valentyns Entwurf, der das Thema „Produktionsstrasse der Kultur“ formuliert, sieht einen im Grundriss langgestreckten, eigenständigen, rechteckigen Baukörper vor. Der Neubau umschließt das ehemalige Kesselhaus und fügt es mit dem Konzertsaal, der für 1000 Besucher konzipiert ist, in die lineare Struktur ein. Das Kesselhaus, das die Garderobe und einen gesonderten Veranstaltungsbereich aufnimmt, wird in den Neubau integriert – eine umlaufende Lichtfuge bewahrt jedoch seine ablesbare Eigenständigkeit. Fünfgeschossige Kopfbauten zu beiden Seiten des Gebäudes nehmen Stimmzimmer, Umkleiden, Büros und Konferenzräume auf und komplettieren das ist in seiner Länge in vier Abschnitte unterteilte Ensemble.

Der Konzertsaal selbst ist aufgeständert und wird durch vier mächtige Außenwandscheiben getragen. Das Thema im Inneren des Hauses verdeutlicht die eingestellte, eigenständige Box im neuen Gebäude. Die architektonische Durchbildung ermöglicht die Ablesbarkeit der Funktionen bereits von außen. Das Erkennen der vertikalen und horizontalen Erschließungen, der Haupt- und Nebennutzungen sollen das Haus transparent machen und eine schnelle Adaption durch Nutzer und Besucher fördern.

Das Gelände ist von Einzelbauwerken unterschiedlichster Bauart und Konstruktion durch industrielle Nutzung geprägt, die in ihrer technisch-formalen Klarheit und Geometrie bestechen und doch wie zufällig entstanden wirken: Wassertürme, Kühltürme, Turbinen- und Kesselhaus. Der Neubau fügt sich zu den denkmalgeschützten Altbauten. Die Turbinenhalle und das Konzerthaus sind nicht miteinander verbunden, sie stehen im rechten Winkel zu einander. In der Turbinenhalle wird Gastronomie entstehen. Damit soll auch eine Bespielung und hohe Aufenthaltsqualität der Außenbereiche erreicht werden.

Mit einem Konzertsaal als neue, ständige Spielstätte in Bochum, wächst die Dichte der Musikhäuser im Ruhrgebiet erneut an: Musiktheater in Gelsenkirchen, umgebauter Saalbau in Essen und auch Dortmund hat seit letztem Jahr ein neues Konzerthaus.

weiter Preisträger

2. Preis (10.500 Euro): Massimiliano Fuksas, Rom (Raumakustik: Altia, Paris)

3. Preis (8.500 Euro): Petzinka Pink und Partner, Düsseldorf (Raumakustik: Ingenieurbüro BBM, Planegg)

Barbara Schlei
Redaktion

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Gesamtansicht

Grafik: Büro van den Valentyn

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Längsschnitt (Konzertsaal + Kesselhaus)

Grafik: Büro van den Valentyn

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Ansicht von Süd-Osten

Grafik: Büro van den Valentyn

konzert bochum struktur

Struktureller Aufbau des Entwurfes

Grafik: Büro van den Valentyn