Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Sidol in Köln

Die ehem. Sidol-Werke Köln-Braunsfeld –
Ein Industriedenkmal der 20er Jahre

Im Rahmen des wachsenden Interesses an der Industriedenkmalpflege hat der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz exemplarisch einen Kurzführer zu den Kölner Sidol-Werken herausgegeben.

Die ehemaligen Kölner Sidol-Werke wurden zwischen 1926 und 1928 von dem Architekten Otto Müller-Jena erbaut. Ziel war die Erstellung eines Neubaus mit ausreichende Nutzfläche für die industrielle Produktion chemischer Reinigungs- und Pflegeprodukte. Müller-Jena errichtete die Fabrik entgegen der im Rheinland in den 20er Jahren typischen Backsteinbauten in Eisenbeton. Aus dem Material entwickelte der Architekt eine konsequente Ästhetik des Baus, welche auf der funktionalen und stilistischen Einheit der rasterförmigen Konstruktion beruht.

Die inzwischen stillgelegte Anlage beherbergt heute Ateliers für bildende Künstler sowie Kleingewerbebetriebe. Obwohl die Stadt Köln das schützenswerte Ensemble unter Denkmalschutz stellen ließ, ist es heute vom Abriss bedroht.

Der Kurzführer von Martin Turck kann über den Rheinischer Verein bezogen werden:

Martin Turck

Die ehemaligen Sidol-Werke in Köln

RK-Heft Nr. 482

ISBN 3-88094-917-4

Manuela Kleist
Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz

Cover

‚Die ehemaligen Sidol-Werke in Köln‘

Kurzführer des Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz

9 Kommentare

Kulturstandort Sidol-Gelände in Köln-Müngersdorf/Braunsfeld
in den unter Denkmalschutz stehenden Sidol-Werken

Denkmäler sind sinnvoll zu nutzen heißt es im Denkmalschutzgesetz. Die bisher sinnvolle Nutzung durch Künstler wird durch die vor Gericht verhandelten und zum Teil schon erfolgreichen Räumungsklagen des Eigentümers (Lammerting Immobilien Gruppe) beendet. Wenn die Mieter ausgezogen sind, werden die Gebäude u.a. nicht mehr geheizt, die Türen stehen offen und laden geradezu zum Vandalismus ein. Die bei Flachdächern leider häufigen und bisher von den Mietern zumindest provisorisch behobenen Probleme mit dem Regenwasser werden zu erheblichen Feuchtigkeitsschäden führen. Wenn diese Gebäude zwei oder mehr Jahre ungenutzt bleiben, werden sie verfallen oder zumindest derartige Schäden aufweisen, dass der Eigentümer wegen wirtschaftlicher Unzumutbarkeit der Erhaltung leichter eine Genehmigung für den Abbruch des Denkmals erhält. Das Kulturdezernat als oberster Dienstherr der Denkmalpflege in Köln hätte aufgrund des Denkmalschutzgesetzes die Möglichkeit, die Fortführung der derzeit sinnvollen Nutzung der Sidolgebäude z.B. durch Künstlerateliers rechtlich durchzusetzen. Gehandelt werden müsste schnell. Schon mussten die meisten Künstler dem Druck des Eigentümers weichen. Wir würden uns wünschen, dass Politik und Verwaltung in einer solchen Situation ihre rechtlich verbrieften Gestaltungsmöglichkeiten nutzen würden.

Wir unterstützen das Anliegen der Künstler in den Ateliers der Sidol-Gebäude und begrüßen die Initiative der IG Eupener Str. e.V., diesen wichtigen Kulturstandort in unserem Viertel zu erhalten.
Gemeinsam mit den Künstlern und vielen Bürgern möchten wir dieses herausragende zeitgenössische Beispiel der avantgardistischen Industriearchitektur von 1926/27 in Köln bewahrt wissen und mit kulturellem Leben erfüllt sehen.
Das Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten, Grün und Kultur war Thema in der Vertieften Bürgerbeteiligung für den Entwurf des Rahmenplans Braunsfeld/Ehrenfeld/Müngersdorf. Viele Bürger haben sich auf den Veranstaltungen für den Erhalt dieses lebendigen kulturellen Zentrums ausgesprochen.

Die LIG hat in der am 4.6.2002 im Technologiepark stattgefundenen Sitzung des STEA ihre Planungen mit der Vision vorgestellt, auf dem Sidolgelände ein kulturelles Zentrum zu schaffen. Dem widersprechen der Widerspruch gegen die Eintragung in die Denkmalliste und die aktuell eingereichten Abrißanträge für die denkmalgeschützten Gebäude.
Wir meinen, der Eigentümer sollte zu seinem Wort stehen. Wir gehen daher weiter von der Bereitschaft des Eigentümers aus, auf diesem Standort kulturelle Nutzungen zuzulassen und zu fördern. Der Eigentümer ist aufgefordert, seine Planungen für dieses Gelände der Öffentlichkeit zugänglich machen.

25.7.2003 Denkmalschutz gerichtlich bestätigt
Ehemalige Sidolwerke in Köln-Braunsfeld weiter unter Denkmalschutz
Die 14. Kammer des Verwaltungsgerichts Köln hat in einem heute verkündeten Urteil entschieden, dass die Eintragung der ehemaligen, in Köln-Braunsfeld gelegenen Sidolwerke in die Denkmalliste der Stadt Köln rechtmäßig ist und damit eine Klage der Eigentümer des ehemaligen Industriegeländes an der Eupener Straße gegen den Oberbürgermeister der Stadt Köln abgewiesen.

2.4.2004 Der Eigentümer stellt Abbruchanträge.

5.4.2004 Eintragung der denkmalgeschützten Gebäude in die Denkmalliste der Stadt Köln mit sofortigem Vollzug durch den Stadtkonservator.

Köln, 21.5.2004
INTERESSENGEMEINSCHAFT BRAUNSFELDER BÜRGER

Wohne hier direkt an dem Gelände, es ist sehr traurig wenn man sieht wie ein wunderschönes Industriedenkmal zusehens verfällt. Eine Besetzung würde dem Gelände ganz gut tun so wäre es zumindest mal wieder in der Presse. Dann müßte die Stadt sicherlich mal wieder aktiv werden.Schaut es euch selber mal vor Ort an .

Bin ein „Zwitter“ aus Produktions- u. Wissensgesellschaft. Schande, was da verrotet. Schande umsomehr, dass in D alles nur noch ausgesessen wird oder vor Gericht gebracht wird !!! Wo sind die Besetzer aus dem „Barmer-Viertel“ (Deutz) ???

Habe früher dort gearbeitet. Gut, dass Eingangsteil erhalten wird. Das Trümmerfeld im hinteren Teil des Geländes – wo Mohn und andere Blumen blühen – ist eine Vorentscheidung.
„Sidol“ ist ein Stück Industriearchitektur- und Wirtschaftsgeschichte. Vielleicht könnte in einem kleinen Teil des Komplexes ein „Mini-Museum“ eingerichtet werden. Auch römische Geschichte sollte berücksichtigt werden: Hier wurde das Diatret-Glas gefunden – Glanzstück des Römisch-Germanischen Museums.

Über den Eigentümer des Geländes kann jeder denken was er will, zumal hier in Braunsfeld. Eine solche Klötzchenarchitektur aber als erhaltenswert auszuweisen, unter Inkaufnahme aller wirtschaftlichen Nachteile für den Eigentumer, ist mir zu sozialistisch.

Wir betreiben ein RadioMuseum in Köln und hätten Interesse an diesem Gebäude, bezw. Teilflächen.

Heribert Wüstenberg
0221 – 40 95 00

Wir würden uns freuen, wenn wir dort unser RadioMuseum aufbauen könnten, da genügend Freiflächen und Parkmöglichkeiten bestehen.
Es wäre schön wenn im Umfeld weitere Museen sich ansie´deln könnten.

Industriedenkmäler sind Zeichen der jeweiligen Zeitgeistes und müssen erhalten werden.

Grüss aus Ehrenfeld