Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

CFK – Chance für Kalk?

Es wird also tatsächlich gebaut auf dem CFK-Gelände in Kalk.
Aber was folgt der Shopping Mall?

Nach der Entsorgung nahezu aller Gebäude sowie des verseuchten Bodens der ehemaligen „Chemischen Fabrik Kalk“, stehen in zentraler Lage 350.000 qm freien Geländes für eine Neuentwicklung zur Verfügung.

Die Verwirklichung der hier vorgesehenen Projekte steht allerdings noch in den Sternen – vielleicht ist die neu entwickelte Bebauungsstruktur auch nur als eine Art Platzhalter zu verstehen.

Denn wer möchte schon in einer Stadtvilla gleich neben Autobahn und Eisenbahntrasse wohnen? Wer investiert in ein Hotel, wo doch das Kölner Zimmerangebot ohnehin mehr als ausreichend ist? Wer mietet Büroflächen, wenn diese in zentralerer Lage günstig zu haben sind? Wie sollen allabendlich die 5.300 Sitze eines Multiplex-Kinos gefüllt werden? Und kaufen die Bewohner bei dreifacher Einzelhandelsfläche auch wirklich dreimal so viel ein?

Stadt, Bauherr und bisherige Investoren freilich sehen das Gesamtprojekt als Initialzündung für eine Aufwertung des gesamten Stadtteils und als Mittel zur Verhinderung einer Ghettoisierung. Deshalb sollen für die Kalker Bevölkerung auf dem Areal auch insgesamt 3.000 neue Arbeitsplätze entstehen – allerdings erst nach Fertigstellung aller Bauten im Jahre 2012.

Der Aufschwung kommt – mit Konsum

Das erste konkrete Objekt, die nunmehr begonnene Shopping Mall, könnte sich jedoch als verunglücktes Auftaktsignal für das ehrgeizige Projekt herausstellen. Statt des an dieser Stelle ursprünglich geplanten städtischen Platzes für Märkte und Schützenfeste entstehen bis zum Frühjahr 2005 insgesamt 27.000 qm Einzelhandelsfläche und 1.700 Parkplätze.

Für den Projektentwickler und Betreiber, die Management für Immobilien AG (mfi) aus Essen, hat der Standort der 130 Mio. Euro-Investition ohnehin eher regionale denn lokale Bedeutung. Besucher der koelnmesse und der Kölnarena sowie die Beschäftigten des zukünftigen Hochhausareals am Bahnhof Deutz sind potenzielle Kunden. Die insgesamt 807.000 Menschen des Einzugsgebiets, dazu zählen auch Bewohner von Rösrath oder Kürten, genießen durch den nahe gelegenen Autobahnzubringer sowie die U- und S-Bahn-Haltestellen eine exzellente Verkehrsanbindung. Ihre Kaufkraft liegt um 10% über dem Landes- und Bundesdurchschnitt – 110 Mio. € sollen in den 120 Ladenlokalen jährlich umgesetzt werden.

Der Branchenmix orientiert sich dabei an „festgestellten Bedürfnissen und Abschöpfungspotenzialen“. Das heißt konkret, ein SB-Markt mit 6000 qm, ein Fachmarkt für Unterhaltungselektonik mit 3000 qm, zwei bis drei große Bekleidungshäuser mit zusammen ca. 5000 qm Fläche sowie ausgewählte Spezialisten für Schuhmode, Lederwaren, Technik, Haushalt, persönlichen Bedarf, Heimwerker- und Gartenartikel, Einrichtung, Haus- und Heimtextilien sollen sich hier niederlassen.

Leere Läden?

Dieser Mix und die schiere Größe der Mall allerdings könnte einen Großteil der Geschäftsinhaber auf der Kalker Hauptstraße schon bald zur Aufgabe zwingen. Denn, anders als etwa von der Initiative ProKalk gewünscht, werden sich die Mallbetreiber wohl nicht auf ein ergänzendes Angebot jenseits des schon existierenden beschränken. Und eine parallel zur Einwohnerzahl schrittweise wachsende Mall scheint unrealistisch.

So sagt denn auch das Amt für Stadtentwicklung insbesondere den östlich des Kaufhof gelegenen Läden schwere Zeiten voraus: etwa 65 der 123 Geschäfte mit 8.500 von insgesamt 16.500 qm Verkaufsfläche werden hier schließen. Der Ring Deutscher Makler stützt diese Aussagen mit seiner Prognose eines 20-30%igen Umsatzrückgangs. Kein Wunder, hat Köln doch schon jetzt national gesehen überdurchschnittlich viel Einkaufsfläche je Einwohner.

Einige Ladeninhaber, speziell Ketten, mögen sich bei diesen Aussichten zu einem baldigen Umzug in die Mall entschließen. Wie Beispiele aus Remscheid, Oberhausen oder Siegen zeigen, werden so schon während der Bauzeit die Ladenmieten auf der Kalker Hauptstraße, aber auch auf der Deutzer Freiheit und der Frankfurter Straße deutlich zurück gehen und so Hausbesitzern als Einkommensquelle abhanden kommen. Das Resultat könnten Steuerausfälle für die Stadt Köln und zahlreiche Leerstände sein.

Ulrich Grützner

Was denken Sie über die Planung des CFK-Geländes?

CFK 02

Der von 1986-88 aufwändig sanierte Wasserturm sollte ursprünglich Mittelpunkt des Projekts sein.

CFK 03

Die von der Grundstücks-entwicklungsgesellschaft Kalker Hauptstraße (GSE) in 2002 durchgesetzte Neuplanung.

Quelle: Stadt Köln

CFK 04

Der Siegerentwurf des Büros 3pass von 1994 mit öffentlichem Platz statt Mall.

Grafik: 3pass

CFK 05

In den Geschossen oberhalb der Köln Arcaden werden Büroflächen entstehen.

Foto: mfi AG

CFK 06

Der Weg zum ehemaligen Wasserturm führt entweder durch die Mall oder vorbei an Parkpaletten.

Grafik: mfi AG

2 Kommentare

ich mus sagen das ist ein wunderbare idee dort ein arcaden auf bauen…
viel glück noch bin nächst auch da
dort möchte ich ein espresso bar (COSTA CAFFE)
machen hoffe klap dass

Ich finde es ein wunderbares konzept für Kalk, was Entwicklung dringend nötig hat, der „Schandfleck“ Kalk-Post würde dadurch beseitigt werden, die Frage ist nur, wo diese Szene anschliessend hin wandert, wahrscheinlich in die umliegendenen Viertel, was ein Problem der Stadt mal wieder kosmetisch löst, aber nicht substantiell.