Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

„Bauen macht Spaß“

Beim jüngsten Montagsgespräch ‚Architekten und Architektur in Köln seit 1945‘ plauderte Hans Schilling aus seinem Leben und der Zeit des Wiederaufbaus in Köln.

Montagabend Domforum: Trotz hohem Besucherandrang fand das jüngste Montagsgespräch in fast familiäre Atmosphäre statt, als Hans Schilling „einer der bedeutendsten Nachkriegsarchitekten am Rhein“ so Schaller der als Vertreter des BDA den Abend moderierte, erzählte aus seinem Leben als Architekt und Kölner Bürger. Er wurde am 4. April 2001 80 Jahre alt.

Durch seinen Beruf und seine Berufung hat Hans Schilling seit der Stunde Null die Gestaltung der Stadt mitbestimmt und war eng mit dem Wiederaufbau verbunden.

Es war die Zeit in der alles in Trümmern lag und die Hinterlassenschaften des Krieges beseitigt wurden. Geprägt durch Schutthalden und knappe Ressourcen ist Schillings eigene Ästhetik, seine Materialvorliebe und seine architektonische Haltung zu verstehen. Programmatisch für seine von großer Einheitlichkeit bestimmten Bauten, ist der städtische Maßstab, Sinn für das sinnliche Detail, die Selbstbeschränkung auf wenige Baumaterialien und die Freude am Bauen.

Von dieser Haltung zeugen viele Gebäude, allein 40 Kirchen von Mainz bis Wesel, eine der schönsten, Neu St. Alban (1957) im Kölner Stadtgarten. Das Marternushaus von 1983 mit Peter Kulka, das Fleischhauerhaus am Hohenzollernring und die heiteren Bauten der Rheinterrassen (1956) entstanden auf seinem Reißbrett.

Neben vielen Einfamilienhäusern und Siedlungen hat Köln ihm auch den Wiederauf- und Anbau des Gürzenichs, der in Planungsgemeinschaft mit Schwarz und Band entstand, zu verdanken (1955).

Die Suche nach einer neuen modernen Bau-und Stadtform trieb in der Nachkriegszeit die jungen Kölner Architekten um. Kommunale Stellen „damals wie heute Bedenkenträger und ohne Visionen“ konnten die drängenden Fragen nicht beantworten.

Voll von Ideen für ein neues Köln schlossen sich 23 Architekten zum „Kölner Ring“ zusammen, diskutierten, formulierten Vorstellungen und erstellten Rahmenpläne, auf deren Grundlagen städtische Entscheidungen getroffen wurden. Namen wie Band, Böhm, Riphahn, Schaller, Schilling, Schuhmacher und Schwarz sind eng mit dem Aufbau von Köln verbunden .

Die Vokabel ‚Wiederaufbau‘ wurde nicht benutzt. „Wir wollten nicht das alte Köln wieder aufbauen, sondern auf dem alten Stadtgrundriss neue Gebäude nach eigenen modernen Gedanken und Ideen“ errichten.

Gemeinsam formulierten sie architektonische Vorstellungen: was alt war und Bestand hatte wurde erhalten und „zerstörtes konsequent modern gestalten neu gebaut“. Dem van der Veld´schen Handwerk verpflichtet, gab es keine standardisierten Entwürfe. Noch heute steht Schilling „dem industriellen Bauen und der sich breit machenden Baumarktkultur“ skeptisch gegenüber.

Ein echt kölscher Abend mit vielen Erinnerungen und Anecktoden. Aber auch ein Abend der in die Zukunft weißt. Eigeninitiative, Kommunikation über Architektur und sich kritisch einmischen in Stadtgestaltung und Politik sollte motiviertes Handeln von Bürgern und Architekten bestimmen. bs